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Der Tourismus, vor allem die teuren Safaris wie hier im Chobe-Nationalpark, ist eine der wichtigen Einnahmequellen.

© REUTERS

50 Jahre Unabhängigkeit: Botswana - Naturparadies und Afrikas Oase der Stabilität

Vor 50 Jahren wurde Botswana unabhängig. Das Land gilt als Hochburg der Demokratie in Afrika, leidet Kritikern zufolge jedoch unter dem zunehmend autokratischen Führungsstil des Präsidenten.

Mit diesem Preis hatte die diesjährige Miss Botswana wohl nicht gerechnet: ein Helikopterflug über die Dächer der Hauptstadt Gaborone. Am Steuerknüppel sitzt Generalleutnant Ian Seretse Khama, ehemaliger Luftwaffenpilot, charismatischer Draufgänger – und Staatspräsident des südafrikanischen Landes. Seit 2009 steht der 63-Jährige an der Spitze Botswanas, das in Afrika als Oase der Demokratie und Stabilität gilt. Vor 50 Jahren, am 30. September 1966, erklärte der Staat seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Seitdem kam es weder zu einem Regierungssturz noch zu ethnischen oder politischen Unruhen, geschweige denn zu einem Bürgerkrieg wie in anderen Teilen des Kontinents.

Dem globalen Friedensindex (GPI) zufolge ist das Land mit seinen gut zwei Millionen Einwohnern das zweitfriedlichste Land Afrikas – nach dem Inselstaat Mauritius. Und es liegt 19 Plätze vor der ehemaligen Kolonialmacht. Auch auf dem Entwicklungsindex der UN rangiert es vor den beiden Wirtschaftsmächten des Kontinents, Südafrika und Nigeria. Wichtigster Träger der Wirtschaft ist nach Angaben der Bundesregierung der Bergbau (weit überwiegend Diamanten), der mit circa 20 Prozent zum BIP beiträgt, dabei 90 Prozent der Exporterlöse und mehr als 34 Prozent der Staatseinnahmen erwirtschaftet. Der Tourismus, vor allem die teuren Safaris in den Hauptattraktionen Okavango-Delta und Chobe-Nationalpark (bekannt ist natürlich auch die Halbwüste Kalahari, die große Teile des Landes ausmacht) steuert etwa 15 Prozent zum BIP bei und und schafft nach wie vor vergleichsweise viel Arbeitsplätze. Die Arbeitslosigkeit liegt allerdings bei 18 Prozent, rund 20 Prozent der Einwohner gelten als arm.

Ian Khama setzt alles daran, Botswanas Bild als demokratischer Stern zu pflegen. Despoten und dritte Amtszeiten lehnt er ab. So wurde nicht nur Burundis Präsident Pierre Nkurunziza zum Gegenstand seiner Attacken, auch Simbabwes Diktator Robert Mugabe muss Kritik einstecken. 2013 forderte Khama eine Wiederholung der umstrittenen Wahlen im Nachbarland – für Mugabe eine „extreme Provokation“. Für seinen demokratischen Einsatz erntet Khama regelmäßig Lob, auch aus Deutschland. Bei ihrem jüngsten Besuch nannte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer, Botswana eine „afrikanische Erfolgsgeschichte“.

Seit 2009 steht der 63-jährige Ian Seretse Khama an der Spitze Botswanas.
Seit 2009 steht der 63-jährige Ian Seretse Khama an der Spitze Botswanas.

© AFP

Ein anderes Bild zeichnen Oppositionelle, Aktivisten und Journalisten. Seit der Unabhängigkeit gewann die „Botswana Democratic Party“ (BDP) alle Wahlen. Khama ist der Sohn von Gründungspräsident Seretse Khama (1921-1980) und dessen britischer Ehefrau Ruth. Ein politisches Erbe, das er durch Kritik gefährdet sieht. Nach Unfug steht dem Absolventen der königlich-britischen Militärakademie nur wenig Sinn. Populär ist er dennoch. So hängt sein Bild nicht nur in den meisten Fastfood-Restaurants. In der Landessprache Setsuana wird er seit kurzem auch als „Herr“ oder „Besitzer“ angesprochen.

Kritiker werfen ihm allerdings Kontrollzwang vor. Vor den jüngsten Wahlen 2014 berichtete die „Botsuana Gazette“ von Anschlägen auf politische Aktivisten und von Einbrüchen bei Oppositionskandidaten. Betroffen sei auch die Führungsriege des „Umbrella for Democratic Change“ (UDC) gewesen. Die Oppositionskoalition wirbt der Regierungspartei vor allem in Städten zunehmend Wähler ab. Ein Oppositionspolitiker soll nach einer Kundgebung erstochen aufgefunden worden sein; ein weiterer erhob Foltervorwürfe gegen den Geheimdienst.

Auch Privatmedien – laut Khama „langweilig, oberflächlich, unpatriotisch“ – werden zunehmend drangsaliert. Zudem entließ Khama vier Richter, die den Verfassungsrichter Maruping Dibotelo öffentlich kritisiert hatten. Joel Konopo, einer der erfahrensten Journalisten des Landes, sieht Botswana in eine „Alleinherrschaft“ abgleiten. Die Organisation Survival International rief Khama auf, den 50. Jahrestag der Unabhängigkeit zu nutzen, um den Dialog mit den San wiederaufzunehmen. Bis heute versucht die Regierung, das älteste Naturvolk der Erde in die Zivilisation zu drängen. Seit 1997 vertrieb das Militär alle San aus dem Zentralen Kalahari-Wildpark (CKGR) – die Organisation spricht vom Beginn eines „schleichenden Völkermords“. „Ich weiß nichts über diese Feierlichkeiten“, wird eine San-Frau zitiert. „Sie feiern, damit niemand glaubt, sie seien eine schlechte Regierung.“ (KNA/Tsp)

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