zum Hauptinhalt
750.000 Demonstranten versammelten sich in der Nähe des Regionalparlaments.

© AFP

Update

Krise in Spanien: 750.000 fordern Freiheit für katalanische Politiker

Wieder Proteste in Katalonien: In Barcelona gingen am Samstag 750.000 auf die Straßen. Am Sonntag besuchte Spaniens Premier Rajoy die Region.

Hunderttausende Menschen haben in Barcelona die Freilassung der inhaftierten katalanischen Politiker gefordert. Nach Polizeiangaben versammelten sich am Samstag rund 750.000 Demonstranten in der Nähe des Regionalparlaments. Auf Bannern forderten sie "Freiheit für die politischen Gefangenen", andere Schilder trugen die Aufschrift "SOS Demokratie". Angehörige der inhaftierten Politiker führten den Demonstrationszug an.

Am Freitag war die abgesetzte Parlamentspräsidentin Carme Forcadell nach Hinterlegung einer Kaution von 150.000 Euro aus der Untersuchungshaft freigekommen. Forcadell war mit fünf weiteren Abgeordneten ihres Parlaments wegen ihrer Rolle bei den Unabhängigkeitsbestrebungen der spanischen Region vor Gericht angehört worden. Die spanische Justiz wirft den katalanischen Politikern Aufwiegelung, Rebellion und Veruntreuung öffentlicher Gelder vor. Ihnen drohen bis zu 30 Jahre Haft.

Die meisten abgesetzten Minister sind noch in U-Haft

Die meisten der früheren Minister der abgesetzten katalanischen Regionalregierung sitzen noch in Untersuchungshaft, ebenso die beiden Anführer großer katalanischer Unabhängigkeitsorganisationen. Die beiden Organisationen organisierten auch die Demonstration am Samstag.

Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau warf der abgesetzten katalanischen Führung unterdessen vor, die Region in ein "Desaster" getrieben zu haben. "Sie haben Spannungen provoziert und einseitig die Unabhängigkeit erklärt, was die Mehrheit gar nicht will", sagte Colau bei einem Treffen mit Parteimitgliedern, bevor sie bei dem Protestmarsch ebenfalls die Freilassung der Gefangenen forderte. Colau hatte sich bereits vor dem Unabhängigkeitsreferendum Anfang Oktober gegen eine Abspaltung von Spanien ausgesprochen.

Der von Madrid abgesetzte Regionalpräsident Carles Puigdemont und vier seiner Minister hatten sich vergangene Woche nach Belgien abgesetzt, um sich ihrer Verhaftung in Spanien zu entziehen. Spanien beantragte daraufhin über einen europäischen Haftbefehl die Auslieferung, der Antrag wird derzeit von der belgischen Justiz geprüft. Puigdemont forderte die Bevölkerung im Vorfeld der Demonstration dazu auf, "laut und deutlich" den Wunsch nach "Freiheit und Demokratie" auszudrücken.

Am Sonntag besuchte Premier Rajoy Katalonien

Am Sonntag besuchte der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy erstmals seit Beginn der Krise die Region, um seine Volkspartei (PP) im Wahlkampf zu unterstützen. Am 21. Dezember sollen Neuwahlen in Katalonien abgehalten werden.

Trotz eines Verbots durch das Oberste Gericht Spaniens hatte die katalanische Regierung am 1. Oktober ein Referendum über eine Abspaltung von Spanien abgehalten. Dabei sprachen sich rund 90 Prozent der Wähler für die Unabhängigkeit aus, die Beteiligung lag aber bei nur 43 Prozent.

In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ sagte Rajoy, er sei „sicher, dass die Separatisten an Rückhalt verlieren. Die Menschen in Katalonien haben gesehen, dass die Separatisten ihre Versprechen nicht einlösen können. Sie versprachen, Europa würde sie unterstützen – aber kein Land hat das getan. Sie versprachen, eine Trennung von Spanien würde keine wirtschaftlichen Folgen haben – aber bereits jetzt haben über 2000 Unternehmen Katalonien verlassen. Ich bin überzeugt, dass die Katalanen daraus ihre Schlüsse bei den Wahlen ziehen.“ (AFP/HB)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false