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In Somalia herrscht eine große Dürre.

© Foto: Getty Images/Anadolu Agency

828 Millionen Menschen hungern: Was der satte Westen tun muss

Der Welthungerindex spricht eine klare Sprache: Immer mehr Menschen haben nicht genug zu essen. Die reichen Staaten könnten das ändern.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Es ist eine verstörende Nachricht. Und eine, die beschämt. Fast 830 Millionen Menschen müssen hungern. Das ist jeder zehnte Bewohner der Erde – und die Zahl für das vergangene Jahr! Denn auf das bezieht sich der jetzt veröffentlichte Welthunger-Index.

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen – zum Beispiel fehlendes Getreide, steigende Preise für Treibstoff und Lebensmittel, noch eingeschränktere Lieferketten – sind in der Statistik der Welthungerhilfe noch gar nicht berücksichtigt. Mit anderen Worten: Es dürften heute noch viel mehr Menschen Hunger leiden, vor allem in Südasien und südlich der Sahara.

Denn dort herrscht bereits seit Längerem ein potenziell tödlicher Ausnahmezustand. Eine „toxische Mischung“ aus Konflikten, Klimakrise und Corona hat dort und anderswo alle Fortschritte bei der Bekämpfung des Hungers zunichte gemacht. Das hehre Ziel der Staatengemeinschaft, den Hunger bis 2030 aus der Welt zu schaffen – es ist bestenfalls Wunschdenken.

Bis 2030 sollte der Hunger besiegt sein. Das ist nur noch Wunschdenken

Schlimmer noch: Die Zahl der Armen und Schwachen nimmt immer weiter zu und damit auch derjenigen, die nicht wissen, woher sie die nächste Mahlzeit bekommen sollen. Doch der wohlgenährte Westen nimmt das mehr oder weniger schulterzuckend zur Kenntnis, eine Form von satter Ignoranz.

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Klar, Staaten wie Deutschland investieren schon eine Menge Geld, um zu helfen. Aber das reicht gerade mal dafür aus, sich ein ruhiges Gewissen zu verschaffen. Da muss mehr kommen.

Der Westen ist trotz aller Einschränkungen infolge der steigenden Inflation und horrender Preise für Energie immer noch wohlhabend genug, um den Notleidenden ein Überleben zu ermöglichen.

Auch in Afganistan hungern Millionen.
Auch in Afganistan hungern Millionen.

© Foto: dpa/Mstyslav Chernov

Es braucht zum Beispiel eine dringende Reform des Ernährungssystems, das die Abhängigkeit der armen Staaten vom Wohlwollen der reichen Staaten und der global agierenden Konzerne verringert. Dazu gehört Hilfe zur Selbsthilfe, etwa, indem ein Dorf in die Lage versetzt wird, sich trotz ausbleibenden Regens mit Wasser zu versorgen.

Aber auch ein Umdenken wäre von großem Nutzen. Viel zu oft werden Lebensmittel und Land noch für Futtermittel und Energieträger genutzt. Außerdem könnte sich der reiche Westen mit all seinen Möglichkeiten dafür einsetzen, dass der Handel mit Nahrungsmitteln aufrechterhalten bleibt – trotz aller Sanktionen.

Damit würde vor allem eines ermöglicht: Zugang zu Nahrung. Denn es gibt ausreichend Lebensmittel. Für alle Menschen.

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