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Ein Mitarbeiter der Spurensicherung geht an einem Stand auf dem Mannheimer Marktplatz vorbei.

© dpa/Uwe Anspach

Abgelehnter Asylantrag und Dschihad-Videos: Was über den mutmaßlichen Täter von Mannheim bekannt ist

Sulaiman A. stach am Freitag auf einen Islamkritiker und einen Polizisten ein. Recherchen zeigen nun, dass sein Asylantrag wohl bereits 2014 abgelehnt wurde – und er radikale Videos geteilt haben soll.

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Noch ist nicht sicher, ob es sich bei dem Messerangriff auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger um eine spontane Tat oder einen geplanten Mordversuch handelte. Auch wenn ein islamistisches Motiv nahezuliegen scheint, halten die Ermittlungen zur Gesinnung von Sulaiman A. an. Recherchen der „Welt“ nähren jedoch den Verdacht einer dschihadistischen Weltanschauung des mutmaßlichen Täters. Zudem soll dessen Asylantrag bereits 2014 abgelehnt worden sein.

Der 25-jährige Afghane hatte vergangene Woche auf dem Mannheimer Marktplatz mit einem Messer zunächst auf Stürzenberger und dann auf eintreffende Polizisten und Helfer eingestochen. Während sich Stürzenberger und Sulaiman A. verletzt im Krankenhaus befinden, erlag ein 29-jähriger Polizist seinen Wunden.

Der mutmaßliche Täter soll bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten sein. Aus Behördendokumenten, die die „Welt“ ausgewertet haben will, gehe jedoch hervor, dass A. im März 2013 nach Deutschland kam. Zuerst nach Frankfurt am Main, später dann in den Kreis Bergstraße, nördlich von Mannheim. Dort machte er demnach 2017 einen Hauptschulabschluss, lebte in einem Hochhaus und trainierte den Kampfsport Taekwondo.

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Allerdings sei sein Asylantrag bereits im Juli 2014 abgelehnt worden. Abgeschoben wurde er jedoch nicht. Neun Jahre später erteilten ihm die Behörden vielmehr eine befristete Aufenthaltsgenehmigung, heißt es. In der Zwischenzeit habe A. nämlich mit einer Frau in Deutschland ein Kind bekommen, das die deutsche Staatsbürgerschaft besitze. Als Träger des Sorgerechts habe A. daraufhin ein Bleiberecht erhalten.

Die Recherchen der „Welt“ sollen zeigen, dass A. sich zwischen 2020 und 2023 einen für Islamisten typischen Vollbart wachsen ließ. Zudem will die Zeitung den mutmaßlichen YouTube-Account von A. gefunden haben.

Auf dem zuletzt sehr aktiven Account sollen zahlreiche Videos des inzwischen getöteten afghanischen Predigers und Taliban-Kommandeurs Ahmad Zahir Aslamiyar hochgeladen worden sein. Der in Islamisten-Kreisen gefeierte Aslamiyar ruft in seinen Videos zum Dschihad gegen den Westen auf.

Ab Samstag wurden allerdings offenbar zahlreiche Videos offline genommen – möglicherweise auf Geheiß der Ermittler. Sollte sich ein islamistisches Tatmotiv bestätigen, könnte der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernehmen.

Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe teilte der „Welt“ mit, ihr lägen zu den Recherchen keine Informationen vor. (Trf)

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