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AG Kritis warnt vor Dobrindts „Cyberdome“-Plänen : „Das Projekt wird ein Maut-2.0-Desaster“
Deutsche Cybersicherheit mit einem „Cyberdome“ verteidigen? Diesen Plan bekräftigte der Innenminister bei der Vorstellung des BSI-Lageberichts. Die AG Kritis kann das nicht nachvollziehen.
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Je mehr Infrastruktur vernetzt wird, desto größer die Gefahr für Angriffe. Um kritische Einrichtungen zu schützen, plant Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) nun einen sogenannten „Cyberdome“ für Deutschland. Die AG Kritis, ein Zusammenschluss von unabhängigen Experten für kritische Infrastruktur, sieht da große Probleme.
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Manuel Atug, Sprecher der AG Kritis sagte im Gespräch mit dem Tagesspiegel: „Das Projekt wird ein Maut-2.0-Desaster.“ Statt echter Cybersicherheit solle vor allem ein „schönes Dashboard“ entstehen, auf dem voraussichtlich israelische Partner deutsche Daten auswerteten.
„Minister Dobrindt will unsere Daten und viel Geld nach Israel geben und dafür bekommen wir eine bunte Anzeige“, sagte Atug. Geschützt werde dadurch nichts. „Das ist, als würde man ausschließlich eine Videokamera auf den Bahnhofsvorplatz richten. Man filmt, wie jemand geschlagen wird, aber niemand greift ein.“ Der „Cyberdome“ installiere keine Patches, verbessere keine Firewalls – „wir lassen die Scheunentore offen und hängen ein israelisches Radar davor“, kritisierte Atug.
Der Experte warnt zudem vor einer Vermischung von Geheimdienstlogik und ziviler IT-Sicherheit: Viele Firmen insbesondere in Israel stammten aus dem Umfeld von Militär oder Geheimdiensten und übertrügen ihre Methoden nun eins zu eins auf zivile Infrastrukturen. „Sie wissen, wie man Angriffsflächen findet, aber nicht, wie man Systeme schützt oder sichere Software entwickelt“, sagt er. Ein Kritis-Betreiber müsse manchmal Komponenten besser abkoppeln, statt sie zu überwachen.

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Insgesamt sei unklar, worum es sich beim Cyberdome überhaupt handele, welche Infrastruktur damit geschützt werden solle und wie.
Mit Blick auf den aktuellen BSI-Lagebericht sieht Atug dagegen Fortschritte durch mehr Transparenz und Regulierung. Dennoch bleibe Sicherheit Alltagssache: „Jeder muss Updates machen, Mails prüfen, nachdenken – das ist kein Hexenwerk. Wer ohne Gurt fährt, darf sich über den Aufprall nicht wundern.“ Viele Unternehmen seien in Sachen Cybersicherheit noch lange nicht am Ziel, wie etwa der jüngste Angriff auf den Berliner Flughafen gezeigt habe.
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