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Politik: Air Berlin kauft LTU – und fliegt weltweit

Konzern wird Nummer vier der Branche in Europa und kündigt Fernverbindungen ab Berlin an

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Berlin - Die Fluggesellschaft Air Berlin hat den angeschlagenen Konkurrenten LTU gekauft. Kurz nach Mitternacht sei der Vertrag unterschrieben worden, sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold am Dienstag in Berlin. Damit steigt Air Berlin jetzt in den Markt für Langstrecken ein – etwa nach New York, Bangkok oder Südafrika. Auch die Hauptstadt soll davon profitieren. Hunold sagte, für den Winterflugplan werde geprüft, von hier aus Fernverbindungen anzubieten. Konkrete Ziele nannte er nicht. „Aber bei dem Zubringerverkehr, den wir hier haben, schreit es förmlich danach, ein Angebot aufzubauen“, sagte er. Berlin ist der wichtigste Flughafen für Air Berlin in Deutschland mit zuletzt 4,1 Millionen Passagieren. Für die Passagiere könnte es attraktiv sein, von hier aus Fernziele anzusteuern. Es gibt Air-Berlin-Verbindungen nach Berlin aus allen wichtigen deutschen Regionen außer Frankfurt am Main.

Der Kaufpreis für die LTU beträgt laut Air Berlin 140 Millionen Euro. Außerdem werden Nettoschulden von 200 Millionen Euro übernommen. Zur Finanzierung verkauft das Unternehmen knapp sechs Millionen neue Aktien sowie eine Wandelanleihe am Kapitalmarkt. Das Kartellamt muss dem Zusammenschluss noch zustimmen. Air-Berlin-Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer sagte, er rechne für Juni oder Juli mit der Genehmigung. Das Unternehmen hat vor allem den Raum Düsseldorf im Blick. Dort ist der Heimatflughafen der LTU.

Air Berlin steigt nach eigenen Angaben mit dem LTU- Kauf zum viertgrößten Luftfahrtkonzern in Europa auf – hinter Ryanair, Air France/KLM und Lufthansa. LTU beschäftigt 2244 Menschen und beförderte vergangenes Jahr 5,3 Millionen Passagiere. Air Berlin kam 2006 – zusammen mit der im September übernommenen dba – auf 19,7 Millionen Passagiere und etwa 4000 Mitarbeiter. Bislang hatte Hunold gesagt, er habe kein Interesse an LTU, weil Fernverbindungen nicht zum Konzept passten. Die Lage habe sich mit der Integration der dba geändert. Nun habe man das nötige Zubringernetz für lange Strecken. Zudem werde ab Sommer mit dem Ferienflieger Condor kooperiert.

Für Hunold ist der Kauf der LTU die Rückkehr an den Ort, an dem seine Karriere begann. Anfang der 90er Jahre hatte er das Unternehmen verlassen und später aus dem ehemaligen Pleitekandidaten Air Berlin das zweitgrößte Luftfahrtunternehmen in Deutschland hinter der Lufthansa gemacht. Hunold sagte, er kenne noch viele Mitarbeiter bei der LTU. „Wenn man denen eine Zukunftsperspektive bietet, ziehen alle an einem Strang.“ Außerdem habe die LTU einen „sehr pragmatischen“ Betriebsrat. Stellenabbau sei kein Thema. Hunold verwies auf die dba. „Kein einziger Mitarbeiter wurde dort entlassen.“ Im Februar gab es zudem eine Tarifeinigung mit Verdi.

Die Gewerkschaft zeigte sich gesprächsbereit. Eigentlich seien für heute Tarifgespräche mit den bisherigen LTU-Eignern vereinbart gewesen, sagte Verdi-Verhandlungsführer Peter Büddicker dem Tagesspiegel. Es sei klar, dass nun ein neues Datum gesucht werden müsse. Die Forderung, dass die gekündigten Tarifverträge und die Arbeitsplatzsicherung wieder in Kraft gesetzt werden, bleibe bestehen. Für LTU sei der Kauf durch Air Berlin aber „sicherlich eine gute Lösung und besser als ein Finanzinvestor“, sagte er.

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