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Zentralasien: Angespannte Ruhe im Osten von Usbekistan

Nach den schweren Unruhen im Osten Usbekistans mit bis zu fünfhundert Toten und 2000 Verletzten hat sich die Lage nach Agenturberichten beruhigt. Die Situation sei unter Kontrolle, meldete die russische Agentur Interfax am Sonntag unter Berufung auf offizielle usbekische Quellen.

Taschkent/Moskau (15.05.2005, 20:23 Uhr) - Unabhängige Berichte über die Lage gab es nicht. Seltene Fernseh-Bilder aus Andischan, wo am Freitagabend Militärs mit Waffengewalt Demonstrationen von Regimegegnern blutig niedergeschlagen hatten, zeigten, wie Männer in Teppiche gewickelte Leichen wegtrugen. Die lokale Internet-Agentur Fergana.ru berichtete von insgesamt 500 Leichen. Offiziell wurden die Zahlen nicht bestätigt, ausländische Journalisten nicht in die militärisch abgeriegelte Krisenregion gelassen.

Die Lage habe sich auch in Karrasu beruhigt, der zweiten von Ausschreitungen betroffenen Stadt an der Grenze zu Kirgisien, hieß es. Am Sonntagmorgen wurde die vorübergehend geschlossene Grenze zwischen Usbekistan und Kirgisien wieder geöffnet, mehrere hundert usbekische Flüchtlinge seien in Kirgisien eingetroffen, sagte Eschi Skuratowitsch, UNO-Vertreter in Kirgisien.

Laut einer von Interfax verbreiteten, offiziell aber nicht bestätigten Meldung sollen in der Nacht zum Sonntag in verschiedenen abgelegenen Städten des Fergana-Tals Regiemgegner Aktionen geplant haben. Der usbekische Präsident Islam Karimow hatte am Samstag extremistische Gruppierungen für das Blutbad verantwortlich gemacht, Beobachter hingegen sehen den Auslöser der Proteste in den miserablen Lebensbedingungen der Bevölkerung im diktatorisch geführten Land. Das dicht besiedelte, verarmte Fergana-Tal gilt seit Jahren als Pulverfass, islamische Organisationen verzeichnen unter der armen Bevölkerung großen Zulauf.

Die internationale Gemeinschaft hat sich beunruhigt über die Situation gezeigt. Die luxemburgische EU-Präsidentschaft hat alle Beteiligten aufgerufen, weiteres Blutvergießen zu vermeiden. NATO- Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hatte am Samstag daran erinnert, dass Usbekistan Mitglied der NATO-Partnerschaft für den Frieden sei und deren Grundsätze beachten müsse, zu denen die friedliche Konfliktlösung gehöre. (tso)

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