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Politik: Angst vor ungleicher Versorgung

Kirchen fordern Solidarität im Gesundheitswesen

Frankfurt/Main - Die Kirchen in Deutschland verlangen in der Diskussion über eine Gesundheitsreform auch künftig eine solidarische Finanzierung der medizinischen Versorgung. Bei einer möglichen Umstellung des gesetzlichen Versicherungssystems müsse gewährleistet sein, dass auch Menschen mit geringen Mitteln „allumfassend versorgt“ werden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, bei der offiziellen Eröffnung der bundesweiten Aktion „Woche für das Leben“ am Samstag in Frankfurt am Main. Armut dürfe nicht bedeuten, dass ein Bedürftiger nicht die Versorgung erhalte, die er benötige.

Der Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden und Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland, Ulrich Fischer, sagte, angesichts knapper Finanzmittel, bestehe die Sorge, dass sich „die wachsende soziale Ungleichheit auch auf das Gesundheitswesen durchschlagen könnte“. In den kommenden Jahren müsse das Gesundheitssystem Herausforderungen wie beispielsweise den demografischen Wandel verkraften. Dabei gelte es aber den Grundsatz zu beachten, „dass der zuverlässige Zugang zu notwendigen Gesundheitsleistungen nicht von der finanziellen Leistungsfähigkeit Einzelner abhängig ist, sondern allen offen steht“, fügte Fischer hinzu.

Zollitsch hatte zuvor bei einer Pressekonferenz dazu aufgerufen, die solidarische Kranken- und Pflegeversicherung zukunftsfähig zu machen und „offen und ehrlich über verschiedene Reformvorschläge zu diskutieren“. Dabei schloss er auch nicht aus, dass ein Teil der Leistungen steuerfinanziert werden könne.

Der evangelische Landesbischof Fischer wandte sich auch gegen das „gesellschaftliche Diktat von dauernder Leistungskraft und Fitness“. Er erinnerte daran, dass zu „gesunden Verhältnissen“, so das Motto der diesjährigen Aktionswoche, auch das Kranksein gehöre. Die Kirche könne ohne die Integration von Behinderten und die Erfahrung von Kranken nicht für sich in Anspruch nehmen, Kirche Jesu Christi zu sein, betonte er.

Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst plädierte bei einer Podiumsdiskussion am Vorabend für einen umfassenden Gesundheitsbegriff. Dazu zähle nicht nur das körperliche, sondern auch das geistige und seelische Wohlergehen. Insofern könne auch ein kranker Mensch gesund sein. „Das Problem ist bei vielen Menschen nicht die Krankheit, sondern das Alleinsein in der Krankheit“, betonte der Bischof.

Kirchenpräsident Jung zog eine positive Bilanz der Aktion, die die beiden großen Kirchen seit 1994 gemeinsam begehen. Sie habe sich zu einem „ökumenischen Markenzeichen“ entwickelt. Die „Woche für das Leben“ geht auf eine Initiative der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralrats der deutschen Katholiken zurück. ddp/epd

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