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Raub, versuchter Mord, Waffendelikte: Anklage gegen Ex-RAF-Frau Daniela Klette wegen 13 Überfällen
Niedersachsens Staatsanwaltschaft klagt Daniela Klette an. Die Taten, die sie als mutmaßliches RAF-Mitglied verübt haben soll, gehören nicht dazu.
Stand:
Die Staatsanwaltschaft Verden hat das mutmaßliche Ex-RAF-Mitglied Daniela Klette angeklagt. Dabei geht es vor allem um deren mögliche Beteiligung an 13 Überfällen, zumeist auf Geldtransporter. Das bestätigte der Berliner Anwalt Klettes, Lukas Theune, dem Tagesspiegel am Freitag.
Der Anklage zufolge wird der 65-jährigen Klette versuchter Mord, unerlaubter Waffenbesitz sowie versuchter und schwerer Raub vorgeworfen. Nicht angeklagt sind die politisch motivierten Taten, die der linksradikalen „Rote Armee Fraktion“ (RAF) zugerechnet werden.
Was ist mit dem Sprengstoffanschlag?
Klette war im Februar dieses Jahres in Berlin festgenommen worden, wo sie rund 20 Jahre unter falschem Namen in einer Kreuzberger Wohnung gelebt haben soll. Federführend ermittelt das Landeskriminalamt in Niedersachsen, weil Klette hauptsächlich dort zwischen 1999 und 2016 zusammen mit den Ex-RAF-Männern Ernst-Volker Staub, 70, und Burkhard Garweg, 56, diverse Überfälle verübt haben soll. Die Schadenshöhe wurde vage mit 2,7 Millionen Euro angegeben.
Von der Bundesanwaltschaft werden ihr zudem als RAF-Angehörige verübte Anschläge vorgeworfen. Die bloße Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ist inzwischen wohl verjährt. Allerdings könnte der von der RAF reklamierte Sprengstoffangriff auf einen Gefängnisneubau 1993 in Hessen angeklagt werden; abhängig davon, als was die Tat nach so vielen Jahren rechtlich bewertet wird. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt Klette, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein.
Fahndung nach zwei Ex-RAF-Männern
Klette äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. In ihrer Berliner Wohnung waren viel Bargeld, Gold und Schusswaffen gefunden worden. Der ebenfalls von den Behörden als RAF-Terrorist gesuchte Garweg lebte offenbar ebenfalls in Berlin. Auf einem Wohnwagenplatz in Friedrichshain, der im März durchsucht worden war, wurde Garweg aber nicht gefunden. Sein mutmaßlicher Wohnwagen wurde beschlagnahmt. Darin fanden Ermittler diverse Utensilien zur Herstellung falscher Pässe.
Klettes Anwalt Theune sagte dem Tagesspiegel, dass die Anklage „erhebliche Mängel“ aufweise, vor allem bezüglich des Vorwurfs des versuchten Mordes: Klette soll, so die Anklage, gezielt auf einen Fahrer eines Geldtransporters geschossen haben. Der Strafverteidiger spricht von einer „öffentlichen Vorverurteilung“.
Gericht muss über Eröffnung des Verfahrens entscheiden
Das Landgericht Verden muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Laut einer Sprecherin wird diese Entscheidung voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr fallen. Unklar ist weiterhin der mögliche Prozessort. Denn: In der 28.000 Einwohner-Stadt Verden fehlt es an passenden Räumlichkeiten. Schon seit Monaten läuft daher die Suche. Die Ermittler gehen von einer großen Anzahl an Nebenklägern, Zeugen und Sachverständigen aus. Außerdem müssen hohe Sicherheitsstandards eingehalten werden.
Klette gehörte der sogenannten dritten Generation der RAF an. In der aktiven Zeit dieser Generation wurden 1989 der Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen und 1991 Treuhand-Präsident Detlev Karsten Rohwedder getötet. Die RAF löste sich 1998 auf. Nach Klettes mutmaßlichen Komplizen Staub und Garweg wird weltweit gefahndet. (mit dpa)
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