zum Hauptinhalt
In deutschen Kliniken sind derzeit tausende Intensivbetten nicht belegt.

© dpa/Sebastian Kahnert

Asklepios-Chef kritisiert Corona-Strategie: „Wir brauchen keinen staatlich verordneten Leerstand mehr“

Je nach Bundesland werden bis zu 35 Prozent der Intensivbetten für Corona-Patienten freigehalten. Das ist nicht notwendig, sagt der Chef der Krankenhauskette Asklepios.

Aus Angst vor einer zweiten Coronavirus-Welle werden in Deutschland, je nach Bundesland, bis zu 35 Prozent der Intensivbetten freigehalten. Das ist nicht notwendig, erklärte der Chef der Krankenhauskette Asklepios Kai Hankeln im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

"Wir brauchen keinen staatlich verordneten Leerstand mehr", sagte Hankeln. Stattdessen müsse man "so schnell wie möglich" zum Normalbetrieb zurückkehren. Im Falle einer zweiten Welle sollte dem Asklepios-Chef zufolge stattdessen auf planbare Eingriffe verzichtet werden. Notwendige Kapazitäten könnten binnen weniger Tage geschaffen werden.

Der Bund zahlt Kliniken für nicht belegte Betten derzeit eine Prämie zwischen 360 und 760 Euro am Tag pro Bett. Hankeln zufolge würde diese vor allem kleineren Kliniken zugutekommen, die "überwiegend unkomplizierte und deshalb auch nicht besonders hoch vergütete Behandlungsfälle" übernehmen würden. In den Asklepios-Kliniken habe der Leerstand mit rund 200 Euro je Bett am Tag jedoch "viel Geld gekostet".

Es sei für viele Krankenhäuser ein Problem, wieder zum Normalzustand zurückzukehren, sagte Hankeln weiter. Denn viele Menschen würden nach wie vor den Weg ins Krankenhaus scheuen, auch wenn dies medizinisch notwendig wäre.

„Sie fürchten sich vor Ansteckungen im Krankenhaus. Das ist zwar unbegründet, auch weil wir jetzt fast keine Covid-19-Patienten mehr haben. Es ist aber nur schwer aus den Köpfen herauszubringen“, sagte der Asklepios-Chef im Gespräch mit der Sonntagszeitung.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Vor der Corona-Pandemie verfügte Deutschland über rund 28.000 Intensivbetten. Im Zuge der Coronavirus-Ausbreitung wurden die Kapazitäten auf rund 40.000 Intensivbetten erhöht, darunter 30.000 Beatmungsplätze. Dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) zufolge, sind bundesweit derzeit rund als 11.000 Intensivbetten nicht belegt.

Asklepios ist eine der größten privaten Klinikbetreiber in Deutschland. Insgesamt gehören der Krankenhauskette rund 160 medizinische Einrichtungen an. (Tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false