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Politik: ATOMENERGIE

Es gibt sie noch, die jungen Leute, die glauben: Es sind eine Handvoll an der TU München, ein paar an der Hochschule Zittau/Görlitz im südöstlichsten Zipfel Sachsens, an der renommierten RWTH Aachen und am Karlsruher Institut für Technologie (Kit) sind es sogar ein paar mehr Studenten, die einen Abschluss in Kerntechnik machen wollen. Und das jetzt, eineinhalb Jahre nach dem erneuten – und diesmal wohl endgültigen – Atomausstiegsbeschluss.

Es gibt sie noch, die jungen Leute, die glauben: Es sind eine Handvoll an der TU München, ein paar an der Hochschule Zittau/Görlitz im südöstlichsten Zipfel Sachsens, an der renommierten RWTH Aachen und am Karlsruher Institut für Technologie (Kit) sind es sogar ein paar mehr Studenten, die einen Abschluss in Kerntechnik machen wollen. Und das jetzt, eineinhalb Jahre nach dem erneuten – und diesmal wohl endgültigen – Atomausstiegsbeschluss. „Wir an der TU werden an diesem Fach festhalten. Es wird auch künftig zu keiner Zusammenlegung kommen“, schwört ein Sprecher der TU München auf Anfrage des Tagesspiegels trotzig. Kerntechnik gehöre eben dazu, wenn man das gesamte Portfolio an Energietechnologien abbilden wolle.

Sicher. Aber werden auch Geothermie und Gezeitenkraftwerke, die unerschöpfliche Quellen anzapfen, mit so viel Leidenschaft verteidigt? Nein. Kernkraft, oder Atomkraft, wie ihre Kritiker diese Technologie bezeichnen, ist und bleibt eben ein Politikum.

Keine fünf Monate nachdem sich die Koalition auf eine Verlängerung der Laufzeiten für deutsche Kernkraftwerke geeinigt hatte, kam es im japanischen Fukushima zum Gau. Und wenige Wochen später war es amtlich: Die acht ältesten Reaktoren, die sofort vom Netz genommen wurden, werden stillgelegt, die neun letzten folgen bis zum Jahre 2022.

Die Kanzlerin und ihre Energiewendeminister Philipp Rösler (FDP) und Peter Altmaier (CDU) dürften bemüht sein, das unpopuläre Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Geklärt ist aber nichts: Wohin mit dem Abfall der Kraftwerke? Da soll die Suche nach einem Endlager nun ganz von vorn beginnen – nach 27 Jahren Erkundung des Salzstocks im niedersächsischen Gorleben. Sollen, dürfen, müssen die Akw-Betreiber eine Entschädigung erhalten? Eon fordert acht Milliarden, RWE zwei Milliarden Euro. Und der schwedische Konzern Vattenfall hat als ausländischer Konzern gar vom Recht Gebrauch gemacht, vor dem internationalen Schiedsgericht in Washington zu klagen, will nun 3,5 Milliarden Euro sehen.

Die Lobby und der Nachwuchs organisieren derweil ihren Rückzug. Das deutsche Atomforum begibt sich nach Jahren der Scharfmacherei gegen den Ausstieg ins verbale Abklingbecken und lädt die Teilnehmer seiner Jahrestagung, die im kommenden Mai in Berlin stattfindet, schon mal dazu ein, „über den deutschen Tellerrand hinaus“zublicken. Und die Kerntechnik-Studenten der Uni Karlsruhe müssen im kommenden Semester auch „Fotovoltaik“ und „Regenerative Energien“ pauken. Der reinen Atom-Lehre entspricht das nicht.

Aber es gilt wohl, was vor allem bei der Kerntechnik gelten sollte: Sicherheit geht vor. Kevin P. Hoffmann

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