zum Hauptinhalt
Barbara John.

© dpa

Gedenkveranstaltung für Nazi-Opfer: Barbara John verhinderte Eklat

Am Tag vor der Gedenkveranstaltung hatte Ismail Yozgat, der vor sechs Jahren seinen Sohn verlor, darum gebeten, auch reden zu dürfen. Das Bundespräsidialamt lehnte ab. Nur eine Intervention der Ombudsfrau verhinderte einen Eklat.

Auf der staatlichen Gedenkveranstaltung für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt wäre es beinahe zu einem Eklat gekommen. Am Tag vor der Veranstaltung hatte der Vater des am 6. April 2006 in Kassel erschossenen Halil Yozgat, Ismail Yozgat, darum gebeten, auch noch reden zu dürfen. Das Bundespräsidialamt wollte dies allerdings aus protokollarischen Gründen verhindern. Der offizielle Ablaufplan stand bereits fest, auch das offizielle Programmheft war bereits gedruckt, dort tauchten nur die Namen der beiden anderen Redner auf, Semiya Simsek und Gamze Kubasik, deren Väter ebenfalls mutmaßlich von der rechten Terrorzelle erschossen worden sind.

Erst auf Intervention der Ombudsfrau der Bundesregierung, Barbara John, und von Teilen der anderen Familien ließen sich die Planer des Gedenkens umstimmen. Yozgat hätte sonst von sich aus versucht, das Wort zu bekommen, hieß es aus dem Umkreis der Familien. Barbara John schloss sich dem Urteil der Angehörigen an und sagte dem Tagesspiegel: „Es ist eben nicht alles nur ein Plan, wie es in Deutschland so oft der Fall ist, auch wenn es gut gemeint ist, es geht auch um Emotionen. Das ist genau die Empathie, die den Deutschen oft fehlt. Das haben ja auch die Angehörigen beklagt, wie mit ihnen nach den Morden umgegangen worden ist. Oft zu gefühllos eben.“

In seinem bewegenden Auftritt dankte Yozgat für das Angebot finanzieller Unterstützung, betonte aber, Geld wolle seine Familie nicht annehmen. Sie bitte um seelischen Beistand.

Statt materieller Entschädigung habe er drei Wünsche. „Unser erster Wunsch ist, dass die Mörder gefasst werden.“ Auch die Hintermänner müssten aufgedeckt werden. Das Vertrauen seiner Familie in die deutsche Justiz sei groß.  Der zweite Wunsch sei, dass die Holländische Straße, in der sein Sohn in Baunatal geboren wurde und dort in seinem Internetcafé starb, nach ihm benannt werde. Als dritten Wunsch äußerte Yozgat, dass im Gedenken an die insgesamt zehn ermordeten Menschen ein Preis ausgelobt und eine Stiftung gegründet werde. Sämtliche Einnahmen und Spenden sollten krebskranke Menschen bekommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false