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ARCHIV - 15.05.2014, Berlin: Ein Sticker weist auf eine U-18-Wahl hin. (zu dpa: «U18-Wahl: Mehr als jeder dritte Jugendliche stimmt für AfD») Foto: Daniel Naupold/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Daniel Naupold

Bei U18-Wahl in Sachsen: Mehr als jeder dritte Jugendliche stimmt für AfD – Mehrheit hat Angst vor der Partei

Wenige Tage vor der Sachsenwahl haben Kinder und Jugendliche ihre Kreuzchen gemacht. Der Vorsitzende des Kinder- und Jugendrings hält die Ergebnisse für „besorgniserregend“.

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Bevor am kommenden Sonntag in Sachsen (sowie in Thüringen) offiziell gewählt wird, durften junge Menschen in Sachsen erste Wahllokalluft schnuppern und ihre Stimme abgeben. Den am Montag veröffentlichten Ergebnissen zufolge, hat die AfD dabei mit deutlichem Abstand am besten abgeschnitten. 34,5 Prozent der unter 18-Jährigen gaben der Partei dabei ihre Stimme, wie der Kinder- und Jugendring Sachsen mitteilte.

Mit 16,2 Prozent kam die CDU auf Platz zwei, gefolgt von der Linken (11,8 Prozent). Für die SPD stimmten 8,5 Prozent der Jugendlichen, für die Grünen 5,7 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht erreichte 4,8 Prozent, Die Partei des Satirikers Martin Sonneborn kam auf 4,6 Prozent.

Kinder- und Jugendring hält Ergebnisse für „besorgniserregend“

„Das Abschneiden der AfD ist natürlich besorgniserregend, zeigt es doch, dass deren Ideen auch bei jungen Menschen verfangen“, sagte der Vorsitzende des sächsischen Kinder- und Jugendrings, Vincent Drews. „An uns und alle demokratischen Akteure geht der klare Auftrag, weiterhin demokratische Werte zu fördern und für diese einzutreten.“ Die Ergebnisse zeigten eindrucksvoll, welche zentrale Rolle die Kinder- und Jugendarbeit in der Gesellschaft einnehme.

Insgesamt wurden mehr als 9.000 Stimmen bei der U18-Landtagswahl abgegeben. Die Wahl stellt dabei keine repräsentative Umfrage dar, sondern wird als Projekt für politische Bildung verstanden. Die Jugendliche konnten vom 19. bis 23. August ihre Stimmen in 150 Wahllokalen in ganz Sachsen abgeben.

Viele Ängste bei jungen Menschen

Dem starken Abschneiden der AfD bei jüngeren Menschen, stehen allerdings auch große Ängste gegenüber – in Ost wie West. Nach einer am Montag veröffentlichten Studie des Augsburger Instituts für Generationenforschung gaben 65 Prozent der befragten Erstwählenden im Osten an, Angst vor der AfD zu haben. Im Rest des Landes äußerten sich sogar drei von vier Befragten so.

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Das sind mittlerweile richtige Ängste von den Jungen vor Parteien“, sagte Institutsgründer Rüdiger Maas. Der Forscher und sein Team haben deutschlandweit 870 Menschen zwischen 16 und 25 Jahren und nach eigenen Angaben repräsentativ befragt. Zusätzlich wurden 132 Gespräche mit jungen Menschen geführt.

Überrascht zeigten sich die Forschenden davon, dass sich die Vorbehalte vor Parteien nicht nur auf die AfD beschränkte, sondern auch die Grünen umfasste. „Das war für uns ein neues Bild“, sagte Maas. So gaben 25 Prozent der Befragten im Westen und 30 Prozent im Osten an, dass die Grünen ihnen Angst mache. Sie werde teils als extremistisch und Verbotspartei dargestellt, sagte Maas. 

Viel Toleranz gegenüber anderen Wahlentscheidungen

In direkten Gesprächen mit Jugendlichen werde etwa oft auf Videos auf Social Media verwiesen, die zeigen sollten, wie gefährlich die Grünen angeblich seien. Bei der Europawahl hatte die Partei bereits deutlich in der Gunst der Jungwähler verloren und kam nur noch auf elf Prozent bei den 16- bis 24-Jährigen. Am stärksten zulegen konnte in dieser Altersgruppe die AfD, die wie CDU/CSU auf 17 Prozent der Stimmen kam.

Positiv werteten die Forschenden, dass unter jüngeren Menschen trotzdem eine hohe Toleranz gegenüber der Wahlentscheidung anderer gebe. „Die sagen dann: Das ist mein Bro und das bleibt mein Bro, auch wenn er links wählt“, sagte Maas. Auch die klassische links-rechts-Aufteilung verliere an Bedeutung: Etwa jeder Vierte lehne sie ab.

Das wichtigste Thema für Menschen zwischen 16 und 25 Jahren – wie auch für alle anderen, wie etwa das Politbarometer von „ZDF“ und Tagesspiegel zeigt – sei die Migration. Auf Rang zwei folgten Rechtsextremismus und Klimawandel. Anderen Untersuchungen zufolge, wie der im Mai veröffentlichte Jugendstudie, treiben junge Menschen angesichts des vielen parallel ablaufenden Krisen vor allem soziale und wirtschaftliche Fragen um. Vielen geht es psychisch so schlecht wie selten zuvor. Die Verunsicherung und Unzufriedenheit ist hoch, während der Optimismus zunehmend schwindet. (mit dpa)

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