zum Hauptinhalt
Microsoft-Gründer Bill Gates ist erleichtert, dass Deutschland weiter den Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose unterstützt.

© IMAGO/ABACAPRESS/IMAGO/Blondet Eliot/ABACA

Exklusiv

Bill Gates und Bono loben „Führungsstärke“: Deutschland sagt eine Milliarde Euro für Aids-Bekämpfung zu

Deutschland stellt dem Globalen Fonds weniger Geld als bisher zur Verfügung, um Aids, Malaria und Tuberkulose zu bekämpfen. Microsoft-Gründer Bill Gates und U2-Sänger Bono sind dennoch erleichtert.

Stand:

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) hat dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria in den kommenden drei Jahren eine Milliarde Euro zugesagt. Das kündigte sie am Sonntag beim World Health Summit (WHS) in Berlin an. „Trotz der schmerzhaften Haushaltskürzungen und trotz des enormen Spardrucks im Ministerium ist es uns gelungen, eine Milliarde Euro für den weltweiten Gesundheitsschutz bereitzustellen“, sagte Alabali Radovan.

Der Kampf gegen die großen Infektionskrankheiten sei nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, sondern ein Gebot der Vernunft. „Krankheitserreger kennen keine Grenzen“, betonte Alabali Radovan. „Sie breiten sich überall dort aus, wo man sie lässt – dort, wo es an Vorsorge, Medikamenten und medizinischer Versorgung fehlt und dann auch darüber hinaus.“ Jeder in den Globalen Fonds investierte Euro zahle sich aus: „Er stärkt die Gesundheitssysteme unserer Partnerländer und macht die Welt widerstandsfähiger.“

Deutschland gibt 300 Millionen Euro weniger

Allerdings gibt Deutschland rund 300 Millionen Euro weniger als in den vergangenen drei Jahren. Dessen ungeachtet lobte Microsoft-Gründer Bill Gates nach der Entscheidung Deutschlands „Führungsstärke in dieser entscheidenden Zeit“. „Nach einem Jahr, in dem erstmals seit Beginn des Jahrhunderts die Zahl der weltweit sterbenden Kinder wieder gestiegen ist, bin ich unglaublich dankbar für Deutschlands Großzügigkeit gegenüber dem Globalen Fonds“, sagte Gates, dessen Stiftung sich um die Verringerung globaler Ungleichheiten kümmert, dem Tagesspiegel.

5,3
Milliarden Euro gab Deutschland bisher und war damit der viertgrößte öffentliche Geber des Globalen Fonds

Das Engagement werde entscheidend dazu beitragen, „Millionen Leben zu retten und die Welt wieder auf einen Weg des Fortschritts zu bringen“. Deutschlands Investition zeuge nicht nur von moralischer Klarheit, sondern auch von strategischer Weitsicht. „Sie stärkt Gesundheitssysteme und schützt uns alle besser vor künftigen Pandemien“, betonte Gates.

Andere haben noch stärker gekürzt

Auch die Entwicklungsorganisation One lobte die Entscheidung. Trotz der Kürzungen sende Ministerin Alabali Radovan mit ihrer Zusage ein wichtiges Signal – „auch an andere Geberländer, die teilweise drastische Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit vornehmen“, sagte Lisa Ditlmann, Deutschland-Direktorin von One.

Der Globale Fonds sei ein Paradebeispiel für erfolgreiche Entwicklungspolitik. „Unzählige HIV-positive Mütter konnten mithilfe des Fonds eine Virus-Übertragung auf ihre Kinder verhindern.“ Seit seinem Bestehen habe er 70 Millionen Menschen das Leben gerettet – so viel, wie in Frankreich oder Großbritannien leben, so Ditlmann.

One hoffe nun, dass der Bundestag nachlegt, „damit Deutschland seinen fairen Beitrag leistet”. Mit einem bisherigen Beitrag von über 5,3 Milliarden Euro ist Deutschland insgesamt der viertgrößte öffentliche Geber des Globalen Fonds.

Auch Bono, Mitgründer von One und besser bekannt als U2-Frontsänger, begrüßte die Finanzierungszusage Deutschlands. „Als wir ‚Achtung Baby‘ veröffentlichten, war Aids ein Serienmörder – eine HIV-Diagnose war ein Todesurteil“, sagte er dem Tagesspiegel. Heute aber gebe es dank des Globalen Fonds und der Großzügigkeit von Ländern wie Deutschland Hoffnung, dass Aids, Tuberkulose und Malaria besiegt werden können.

70
Millionen Leben hat der Globale Fonds seit seinem Bestehen geholfen zu retten, sagt die Hilfsorganisation One. 

„Ministerin Alabali Radovan hat in stürmischen Zeiten echte Führungsstärke bewiesen“, meinte Bono. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) habe starke Unterstützung und persönlichen Mut gezeigt, „da er aus eigener Erfahrung weiß, was es bedeutet, Tuberkulose zu überleben“.

Die Deutsche Aidshilfe warnt

Kritik an der Kürzung der deutschen Hilfszusage für den Globalen Fonds kommt hingegen von der Deutschen Aidshilfe. „Die Kürzungen kommen in einem höchst prekären Moment“, sagte Sylvia Urban, Vorstandsmitglied des Aktionsbündnisses gegen Aids. Schon allein durch die deutschen Kürzungen würden bis zu 440.000 Menschen zusätzlich sterben, warnte die Organisation. 7,8 Millionen würden sich neu mit einem der Krankheitserreger anstecken. Das zeigten Modellierungen auf Basis von Zahlen des Globalen Fonds.

Die Deutsche Aidshilfe verweist darauf, dass die USA – bisher der größte Geldgeber im Kampf gegen Aids – ihr Engagement drastisch zurückgefahren haben und auch aus der Weltgesundheitsorganisation ausgetreten sind. „Um eine Katastrophe zu verhindern, müssten andere zahlungskräftige Länder die Finanzierungslücken durch den Rückzug der USA schließen, doch Deutschland tut das Gegenteil“, kritisierte Urban.

Wie es von One heißt, habe der Globale Fonds seit seinem Bestehen dazu beigetragen, 70 Millionen Leben zu retten. Bei der diesjährigen Finanzierungsrunde bitte der Globale Fonds um 18 Milliarden US-Dollar.

Damit sollen von 2027 bis 2029 weitere 23 Millionen Menschen davor bewahrt werden, an den Folgen von Aids, Tuberkulose und Malaria zu sterben. One fordert die Bundesregierung auf, den Globalen Fonds mit mindestens 1,3 Milliarden Euro zu unterstützen, was genau der letzten deutschen Zusage von 2022 entspräche.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })