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„Bitches brauchen Gerechtigkeit“: Jette Nietzard fordert mehr Gleichberechtigung für Frauen – und erntet Kritik von Männern
Weltweit seien Frauenrechte in Gefahr, mahnt Jette Nietzard. Auch das schwarz-rote Sondierungspapier reduziere Frauen auf ihre Rolle als Mütter, kritisiert die Co-Chefin der Grünen Jugend.
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Die Co-Chefin der Grünen Jugend kritisiert einen weltweiten Trend zur Abschaffung von Frauenrechten und fordert eine „neue Era“, in die Feministen eintreten müssten. „Wir müssen gegen die Unterdrückung aller Frauen, inter, trans, nicht-binärer und agender Personen (kurz: FINTA*) und weiterer vom Patriarchat klein gehaltener Gruppen kämpfen“, schreibt Jette Nietzard in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenportal „Watson“.
Der Kampf einzelner Frauen für mehr Gleichberechtigung sei „sehr viel wert“, aber es brauche strukturelle Veränderungen. „Männern müssen Privilegien genommen werden“, schreibt Nietzard. Auf ihrem Instagram-Profil bekommt die Grünen-Politikerin Zuspruch für ihre Haltung, aber auch Widerspruch – vor allem von Männern.
Diese stören sich unter anderem an Nietzards Aussage „Eine neue Generation von Feminist:innen hat keinen Respekt vor Männern, nur weil sie Männer sind, sondern wenn sie beweisen, dass sie einen Mehrwert für Gesellschaft und Beziehungen beitragen.“ Respekt müsse allen Menschen entgegengebracht werden, so die Kritik. Viele Kommentierenden greifen die Grünen-Politikerin allerdings direkt an.
Ein männlicher Nutzer fasst zusammen: „Sie haben einen Nerv getroffen, da meine Geschlechtsgenossen hier frei drehen und diesen nicht mehr als Herabsetzungen und Beleidigungen einfallen.“
In ihrem Gastbeitrag bei „Watson“ nimmt Nietzard die Abtreibungsrechte in den USA und die Zurückdrängung der Frauen aus der Öffentlichkeit in Afghanistan als Beispiel für die Abschaffung von Frauenrechten. „Die Menschen, die das entscheiden, sind nationalistische Männer, die sich wünschen, dass Frauen ihnen dienen, statt eigene Rechte zu haben.“
Aber auch in Deutschland „steht es politisch nicht glorreich um Frauenrechte“, meint die Grünen-Politikerin. Jüngstes Beispiel sei das Sondierungspapier von Schwarz-Rot. Der einzige Vorschlag für die Verbesserung der Lebenssituation von Frauen in dem Papier sei die Einführung einer Mütterrente. „Wert sind wir nur etwas, wenn wir zur Reproduktion gedient haben.“
Nietzard gebraucht in ihrem Gastbeitrag etliche popkulturelle Referenzen. Die aufgelöste Rapgruppe SXTN (Nura und Juju) etwa zitiert sie mit der Songzeile: „Jeder Hater ist ein Klick mehr! Du bist nicht mehr als ein Fick wert!“ Der Titel ihres Textes „Bitches brauchen Gerechtigkeit“ etwa kann als Anlehnung an einen Track der Rapperin Shirin David verstanden werden: „Bitches brauchen Rap“.
Auf TikTok, so Nietzard, gäben Frauen damit an, Männer für einen Barabend oder aus Unlust am Kochen auszunutzen. Auf die Art würden sie das „Patriarchat mit seinen eigenen Waffen schlagen“. Dafür beglückwünsche sie diese Frauen. Dennoch hätten nicht alle Frauen „pretty privilege (Anm. d. Red.: das Privileg, schön auszusehen) und genug Geld, um aus Thailand zurückzukommen, sollte sich spontan kein Mann mehr finden, der den nächsten Flug bezahlt“.
Daher müsse man nicht nur für mehr Geschlechtergerechtigkeit kämpfen, sondern auch gegen den Kapitalismus. „Wenn du dir am Ende des Monats kein Essen mehr leisten kannst, bedeutet das für alle Geschlechter einen leeren Magen“, schreibt Nietzard. (dak)
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