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Stuttgart 21: Blockade gegen Bahnhofabriss beendet

Demonstranten auf dem Dach des Stuttgarter Bahnhofs haben am Donnerstag die Abrissarbeiten für das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 vorübergehend unterbrochen. Nach Angaben der Polizei werden die Protestaktionen aggressiver.

Die Demonstrationen gegen die begonnenen Abrissarbeiten am Stuttgarter Bahnhof waren Mittwochabend eskaliert. Sieben Aktivisten erklommen das Bahnhofsdach, um den Abbruch des Nordflügels zu stoppen. Die Arbeiten ruhten deshalb auch noch am Donnerstagvormittag. Die Behörden bemühten sich um „Lösungsmöglichkeiten“, sagte ein Polizeisprecher. Auf dem Bahnhofsvorplatz verharrten unterdessen erneut hunderte Demonstranten, die Zufahrtswege für Baufahrzeuge bis Freitag blockieren wollten.

Am Donnerstagnachmittag beendete die Polizei schließlich die Besetzung des Nordflügels des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Einsatzkräfte überraschten die sieben Besetzer und holten sie vom Dach, nachdem sie eine freiwillige Aufgabe abgelehnt hatten, sagte ein Sprecher der Stuttgarter Polizei. Alle sieben Besetzer seien vorläufig in Gewahrsam genommen worden. Damit könne die Deutsche Bahn nun die Abrissarbeiten am Nordflügel des Gebäudes wieder aufnehmen, sagte der Polizeisprecher.

Am Mittwochabend hatten laut Polizei etwa 6000 Menschen gegen die Milliarden teure Tieferlegung des Stuttgarter Bahnhofs demonstriert, nach Veranstalterangaben waren es 12.000. Dabei besetzten Aktivisten im Bahnhof Gleise und stoppten die Weiterfahrt des französischen TGV-Schnellzugs nach Paris für knapp eine Stunde.

Nach Angaben der Polizei wurden die Protestaktionen danach zunehmend aggressiver. Es seien Straßenblockaden an drei großen Kreuzungen und zwei Bundesstraßen errichtet und ziellos Flaschen auf eine Straße geworfen worden. Tausende Autofahrer saßen deshalb stundenlang in Staus. Feuerwehr und Sanitäter wurden bei einem Rettungseinsatz bedrängt und behindert. „Die Proteste haben damit ihren friedlichen Charakter verloren und die Grenzen des zivilen Ungehorsams überschritten“, sagte der Polizeisprecher. Die Polizei hatte inzwischen mehrere hundert Beamte im Einsatz.

Die Verlegung des Stuttgarter Bahnhofs unter die Erde sowie eine neue Bahntrasse zum Flughafen und nach Ulm gelten als das größte Infrastrukturprojekt Europas. Die Projektgegner kritisieren unter anderem, dass die Kosten für das Gesamtvorhaben „Stuttgart 21“ statt der geplanten sieben Milliarden Euro auf bis zu elf Milliarden Euro steigen werden. Die Befürworter des Projekts verweisen dagegen auf kürzere Reisezeiten, neue Arbeitsplätze und Folgeinvestitionen. (AFP)

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