zum Hauptinhalt
Eine Frau mit ihrer Katze in einem zerstörten Dorf in der Region Luhansk

© Imago/SNA/Alexander Galperin

Krieg in der Ukraine: Bomben „ohne Unterlass“, Hoffnung auf Gefangenenaustausch – das geschah in der Nacht

Durch russischen Beschuss sterben in der Ostukraine etliche Menschen. Präsident Selenskyj will die Kämpfer aus Mariupol lebend sehen. Die Lage im Überblick.

In Mariupol können ukrainische Kämpfer nach wochenlanger Belagerung das Azov-Stahlwerk verlassen. Nun ist ein Gefangenenaustausch geplant.

[Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App live auf ihr Handy. Hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen.]

Im Osten der Ukraine gibt es derweil etliche Tote bei russischen Angriffen.

Die Lage im Überblick:

  • Durch russischen Beschuss in der Ostukraine sind nach ukrainischen Angaben mehrere Menschen getötet worden. Durch Angriffe auf die Stadt Sewerodonezk seien mindestens zehn Menschen getötet worden, erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, im Messenger-Dienst Telegram. Der Gouverneur der angrenzenden Region Donezk, Pawo Kyrylenko, sprach von neun getöteten und 16 verletzten Zivilisten durch dortige russische Angriffe. Die russischen Truppen würden die Sewerodonezk „ohne Unterlass“ bombardieren, schrieb Gajdaj. Wegen des anhaltenden Beschusses seien der Zugang zu der Gegend und die Kommunikation derzeit erheblich erschwert. Er forderte die Bewohner auf, die Schutzräume nicht zu verlassen.
  • Nach wochenlanger Blockade haben gut 260 ukrainische Soldaten das Asow-Stahlwerk in Mariupol verlassen. Darunter waren 53 Schwerverletzte, wie der ukrainische Generalstab in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Sie sollten später in einem Gefangenenaustausch freikommen, hieß es. An der Evakuierung weiterer Kämpfer aus dem Werk werde noch gearbeitet. Auf dem Gelände sollen sich noch mehrere Hundert Soldaten aufhalten. Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar betonte, ein Freikämpfen von Azovstal sei nicht möglich gewesen. Von russischer Seite wurde ein geplanter Gefangenenaustausch bislang nicht offiziell bestätigt. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor lediglich von einer Feuerpause für die Evakuierung gesprochen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videoansprache, die Ukraine brauche ihre Helden lebend. An der Evakuierung der Soldaten seien unter anderem auch das Internationale Rote Kreuz und die Vereinten Nationen beteiligt gewesen.
  • Das Gebiet um die Großstadt Lwiw in der Westukraine wurde erneut Ziel eines Luftangriffs. Die Attacke habe einer Militäreinrichtung im Bezirk Jaworiw an der Grenze zu Polen gegolten, schrieb der lokale Militärchef Maxim Kosizkij bei Telegram. Bürgermeister Andrij Sadowij betonte, es gebe keine Informationen über Raketeneinschläge in der Stadt und bedankte sich bei der Luftabwehr. Mitte März hätte ein russischer Luftangriff den Truppenübungsplatz in Jaworiw getroffen, dabei wurden nach ukrainischen Angaben 35 Menschen getötet. In Jaworiw hatten in den vergangenen Jahren ukrainische Soldaten mit westlichen Ausbildern trainiert.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht keine Anzeichen für ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs. „Bisher ist es leider nicht so zu erkennen, dass die Einsicht gewachsen ist, dass man das jetzt hier so schnell wie möglich beendet“, sagte er in der Sendung „RTL Direkt“. Man müsse sich auch „Sorgen machen, dass es eine Eskalation des Krieges gibt“. Scholz betonte, dass Deutschland weiter Waffen in die Ukraine liefern werde. Er rechne mit einer „relativ zügigen“ Bereitstellung der versprochenen Flugabwehrpanzer der Bundeswehr vom Typ Gepard. Er verwies aber darauf, dass dafür weiterhin Munition im Ausland gesucht werde.
  • Der Ukraine-Krieg verschärft nach Unicef-Angaben das Problem schwerer Mangelernährung bei Kindern. „Bereits vor dem Krieg in der Ukraine hatten viele Familien aufgrund von Konflikten, Klimaschocks und den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Schwierigkeiten, ihre Kinder zu ernähren“, sagte die Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Jetzt entstünden zusätzliche Probleme. Die Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt, kann durch den Krieg unter anderem viel weniger Getreide exportieren.
  • Nach ihrem überwältigenden Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) in Turin ist die Gruppe Kalush Orchestra wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Die sechs Männer sangen an der Grenzkontrolle kurz ihren Hit „Stefania“, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen am Montag in einem kurzen Video beim Nachrichtendienst Telegram zeigte. Später folgten noch ein Auftritt und eine Autogrammstunde mit jungen Fans an einer Tankstelle hinter der ukrainisch-polnischen Grenze bei Krakowez. Am vergangenen Samstag hatte die Band den europäischen Musikwettbewerb dank der Zuschauerabstimmung klar gewonnen.
Ein Hund in einer zerstörten Ortschaft in der Region Luhansk
Ein Hund in einer zerstörten Ortschaft in der Region Luhansk

© Imago/SNA/Alexander Galperin

Mehr zum Ukraine-Krieg auf Tagesspiegel Plus:

Am Dienstag debattiert das finnische Parlament weiter über einen Nato-Beitritt. Ob es zu einer Entscheidung kommt, ist unklar. Zudem reist Finnlands Präsident Sauli Niinistö auf Einladung des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf zu einem zweitägigen Staatsbesuch nach Stockholm.

[Der Ukraine-Krieg und Berlin - immer wieder Thema in den bezirklichen Newslettern vom Tagesspiegel, kostenlos bestellen unter leute.tagesspiegel.de]

Vor dem Hintergrund der Entscheidungen beider Länder für einen Antrag auf eine Nato-Mitgliedschaft soll es bei dem Treffen unter anderem um die gemeinsame Verteidigungspolitik gehen.

In Brüssel treffen sich die EU-Verteidigungsminister und wollen unter anderem über den Krieg in der Ukraine sowie die Umsetzung des sicherheitspolitischen Konzepts der Union sprechen. (dpa, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false