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Heiner Geißler (1930 - 2017)

© dpa/picture alliance/Uwe Anspach

Update

Reaktionen auf den Tod Heiner Geißlers: "Brillant, streitbar und selbstbewusst"

Der CDU-Politiker Heiner Geißler ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Er genoss über Parteigrenzen hinweg ein hohes Ansehen. Hier eine Auswahl von Reaktionen auf seinen Tod.

Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hat den gestorbenen Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler als einen der markantesten Köpfe der Christdemokraten gewürdigt. Geißler sei "intellektuell herausragend, rhetorisch brillant, streitbar und selbstbewusst" gewesen, erklärte Merkel. Geißler habe der CDU von 1977 bis 1989 als Generalsekretär gedient, so lange wie niemand vor und nach ihm.

Geißler "war maßgeblich und mit großem Erfolg daran beteiligt, aus der Honorationenpartei CDU eine echte Mitglieder- und Programmpartei zu machen", schrieb Merkel. So sei in seiner Amtszeit das erste Grundsatzprogramm "Freiheit, Solidarität, Gerechtigkeit" beschlossen worden. Auch die eigene Partei habe er nicht mit offenen Worten geschont, wenn er dies für nötig gehalten habe, beispielsweise bei der Durchsetzung der neuen Frauenpolitik der CDU. "Dieses Rückgrat, diese politische Unabhängigkeit bewahrte er sich stets." Auch deshalb habe Geißler über alle Parteigrenzen und politischen Lager hinweg höchste Anerkennung, Vertrauen und Respekt genossen.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) hat den gestorbenen Ex-CDU-Generalsekretär als Ausnahmepolitiker mit Weitblick, Scharfsinn und Redegewandheit gewürdigt. "Er war ein Modernisierer und Brückenbauer", erklärte Kauder. Geißler habe die CDU und die Unionsfraktion "über Jahrzehnte geprägt wie nur wenige andere Politiker".

"Sein Vermächtnis bleibt"

"Heiner Geißler dachte und handelte eigenständig, eckte an und war offen für die Diskussion über Parteigrenzen hinweg", schrieb Kauder. Auch nach dem Ausscheiden aus den politischen Ämtern sei Geißler den Christdemokraten wichtiger Wegweiser geblieben. "Er erinnerte uns immer wieder daran, dem 'C' als unserem Wertekompass die gebührende Beachtung zu schenken." Er habe zudem gezeigt, wie der Glaube Richtschnur für die Politik sein könne.

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt nannte Geißler einen "engagierten, klugen und manchmal auch unbequemen Politiker", der stets für ein hohes Ethos und christliche Werte wie die Nächstenliebe gestanden habe.

Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) schrieb: "Heiner Geißler hat die CDU geprägt: Soziale & ökologische Verantwortung, Menschlichkeit. Ich bin tief erschüttert. Sein Vermächtnis bleibt."

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete Geißler als "intellektuell brillant". Er sei einer „unserer Besten“ gewesen.

"Politiker mit Leidenschaft und Hingabe"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den verstorbenen CDU-Politiker Heiner Geißler als Vorbild gewürdigt. Das Land verliere "eine unvergleichliche politische Persönlichkeit, die bis ins hohe Alter gerade auch für junge Menschen Vorbild war", heißt es in einem Kondolenzschreiben Steinmeiers an die Witwe des Verstorbenen. Geißler habe über Jahrzehnte das Land mitgeprägt, erklärte Steinmeier. "Er war mit einer Leidenschaft Politiker und mit einer Hingabe Mitgestalter unseres Gemeinwesens, die selten zu finden waren und sind", schreibt das Staatsoberhaupt. Er hob Geißlers christliche Überzeugung hervor, die dessen Reden und Handeln geprägt habe.

"Dass er im demokratischen Streit gelegentlich seine polemische Begabung einzusetzen wusste, hat ihm Ärger eingebracht, aber letztlich oft zur Klärung politischer Fragen beigetragen", schrieb der Bundespräsident weiter.

SPD-Chef und Kanzlerkandidat Martin Schulz schrieb: "Mit Heiner Geißler verliert Deutschland eine einzigartige politische Persönlichkeit, einen streitbaren Geist und klugen Analytiker der Bonner und der Berliner Republik." Geißler habe "die bundesrepublikanische Demokratie mitgeprägt."

"Heiner Geißler war freundlich und liebenswürdig im Wesen und unbequem und häufig unkonventionell in seiner politischen Haltung. Wir werden ihm, der viele Jahrzehnte die politische Bühne geprägt hat, ein ehrendes Andenken bewahren", schrieb Schulz weiter.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) würdigte Geißler: "Er war für seine Partei und für viele Bürger unseres Landes eine prägende politische Gestalt der ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik. An der Auseinandersetzung mit seiner pointierten Sicht auf die Linke und die Sozialdemokratie ist die Diskussionskultur Deutschlands gewachsen." Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) würdigte ihren Vorgänger im Amt als streitbaren Sozialpolitiker, "dem der soziale Ausgleich in unserem Land immer ein Herzensanliegen war". Barley weiter: "Heiner Geißler hat sich um die Familien in unserem Land verdient gemacht. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden."

"Er wird uns fehlen"

Die Grünen würdigten Geißler als einen Gesinnungsgenossen. Mit den Jahren sei Geißler den Grünen immer näher gekommen, erklärten die Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir. Als Mitglied des globalisierungskritischen Netzwerks Attac habe der frühere CDU-Generalsekretär den Marktradikalismus kritisiert und sich für ökologische Belange eingesetzt.

Die Grünen-Spitzenkandidaten erinnerten aber auch daran, dass sie es nicht immer leicht mit Geißler hatten. "Seine scharfe Kritik an der Friedensbewegung ist uns noch in Erinnerung", betonten Göring-Eckardt und Özdemir. Sie nannten Geißler einen „echten Freigeist“ und einen „klugen Demokraten“, der die Politik über Jahrzehnte geprägt habe.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erinnerte an Geißlers Schlichtung im Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21. "Mit seiner Vermittlerrolle in Konflikten wie bei S21 hat er mit die Grundlage für unsere Politik des Gehörtwerdens gelegt", betonte Kretschmann.

Oskar Lafontaine hat den Verstorbenen als einen der "profiliertesten Politiker der deutschen Nachkriegszeit" gewürdigt. Geißler habe sich "Zeit seines Lebens der christlichen Soziallehre verpflichtet gefühlt", sagte der Linken-Politiker und einstige SPD-Chef. "Wie kaum ein anderer kritisierte er die Fehlentwicklungen des globalen Kapitalismus. Er wird uns fehlen." (mit Agenturen)

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