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Bundeswehr: Bundesregierung will "Motherfucker"-Vorfall prüfen

Nach dem Skandal um fragwürdige Ausbildungsmethoden steht die Bundeswehr nun wegen rassistischer Verunglimpfungen - hier im Video - in der Kritik. Vor allem die USA sind empört über die Bemerkungen deutscher Soldaten gegen Afroamerikaner.

Berlin/Rendsburg - Der vergangene Woche bekannt gewordene rassistische Vorfall bei der Bundeswehr sorgt in Deutschland und den USA für Empörung. Politiker und Verbände haben die in einem Video festgehaltene Aufforderung an Rekruten, beim Schießen an "Afroamerikaner" im New Yorker Stadtteil Bronx zu denken, scharf verurteilt. Die Bundesregierung kündigte am Montag eine Aufklärung der Vorfälle und die Prüfung "dienstrechtlicher Maßnahmen" an.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, bezeichnete das Verhalten des betroffenen Ausbilders als "absolut inakzeptabel". Es widerspreche den "Maßstäben der Inneren Führung", sagte Raabe. Der Vorfall habe sich bereits im Juli 2006 zugetragen, das Ministerium habe "im Januar Kenntnis" davon bekommen. Der Vorgang sei aufgefallen, weil ein Soldat seinen Vorsetzten über die Vorgänge informiert habe. Raabe sprach von einem "schwebenden Verfahren", dessen Aufklärung voraussichtlich noch zwei bis vier Wochen dauern werde.

Bundeswehr-Ausbilder soll nicht strafversetzt worden sein

Der Bundeswehrverband forderte dienstrechtliche und gegebenenfalls auch strafrechtliche Konsequenzen, sollte sich der Fall bestätigen. Das Vorgehen des Ausbilders widerspreche allen Prinzipien der Ausbildung, insbesondere aber denen der Inneren Führung und sei zu verurteilen, sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Ulrich Kirsch.

Einem Bericht des Online-Magazins "stern.de" zufolge wurde der Bundeswehr-Ausbilder aus einer Kaserne in Schleswig-Holstein entgegen ersten Meldungen doch nicht wegen dienstlicher Vergehen strafversetzt. Grund für die Versetzung des Offiziersanwärters war vielmehr das Ende seines Praktikums an der betroffenen Rendsburger Feldwebel-Schmid-Kaserne, wie der Kommandeur der Kaserne, Peter Paluch, sagte. Der Offiziersanwärter sei lediglich von Juli bis September 2006 in Rendsburg tätig gewesen und nicht negativ aufgefallen. Der Mann habe trotz seiner Unerfahrenheit gute Arbeit abgeliefert.

Linkspartei: Defizite seit langem bekannt

Nach Ansicht des verteidigungspolitischen Sprechers der Linkspartei, Paul Schäfer, ist das Video kein Einzelfall. Defizite in Innerer Führung und bei der Auswahl der Ausbilder seien seit Jahren bekannt, sagte Schäfer. Notwendig sei eine Verbesserung der parlamentarischen Kontrolle der Bundeswehr.

Das im Internet aufgetauchte Videodokument mit den rassistischen Äußerungen über den New Yorker Stadtteil Bronx und die dort lebende schwarze Bevölkerung hat vor allem in den USA große Empörung ausgelöst. Der rund eineinhalb Minuten lange Film zeigt einen Rekruten am Maschinengewehr, dem von seinem Vorgesetzten befohlen wird, beim Feuern "Motherfucker" zu rufen. "Sie sind jetzt in der Bronx. Ein schwarzer Van hält vor Ihnen. Drei Afroamerikaner steigen aus und beleidigen Ihre Mutter aufs Gröbste." Nachdem der Soldat dem Ausbilder nicht laut genug ruft, befehlt dieser: "Weiter, lauter". Wieder folgen Feuerstöße, begleitet von "Motherfucker"-Rufen. (Von André Klohn, ddp)

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