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Bürgermeister von Bad Oeynhausen: „Viele sind schockiert, fassungslos und wütend nach dieser Tat“
Der Fall hat die Menschen in der Stadt arg mitgenommen, sagt der Bürgermeister. Nach dem Bundestag beschäftigt sich nun der Landtag in Düsseldorf mit dem Thema.
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Im Fall des tödlichen Angriffs auf einen 20-Jährigen in Bad Oeynhausen und der U-Haft eines syrischen Tatverdächtigen hat der Bürgermeister zu einer offenen und differenzierten politischen Debatte aufgerufen. Die Tat in der Nacht zum 23. Juni im Kurpark der Stadt in Ostwestfalen-Lippe habe die Menschen sehr mitgenommen, sagte Lars Bökenkröger (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. „Viele sind schockiert, fassungslos und wütend nach dieser Tat.“ Die Angehörigen des Opfers seien „tieftraurig, fast gebrochen“, schilderte Bökenkröger.
Der Fall befeuert seit Tagen bundesweit die Debatte über Zuwanderung und Abschiebung ausländischer Straftäter. Am Mittwoch befasste sich der Bundestag mit der Thematik. Heute beschäftigt sich der Düsseldorfer Landtag mit dem Komplex. Er empfinde die politische Stimmung als aufgeheizt, erhalte viele Briefe und Mails, sagte Bökenkröger.
Angehörige: Gewaltsamen Tod nicht politisch instrumentalisieren
Zwar habe er keinen direkten Kontakt zu den Hinterbliebenen, die nicht in Bad Oeynhausen, sondern in angrenzenden Kommunen wohnten. Die Mutter des Getöteten habe sich aber klar in sozialen Netzwerken, der Onkel des Opfers ebenso deutlich auf der Gedenkfeier geäußert: Sie seien grundsätzlich gegen Gewalt und wollten ausdrücklich nicht, dass der gewaltsame Tod ihres Angehörigen politisch instrumentalisiert werde, betonte der Bürgermeister.
Der Tatverdächtige habe mit seiner Familie in einem „normalen Mehrfamilienhaus in Bad Oeynhausen“ gelebt, definitiv nicht in einem Flüchtlingsheim. Die Darstellung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SDP), der Beschuldigte habe acht Jahre lang in einer Flüchtlingsunterkunft gelebt, sei „sehr irritierend“ und treffe nicht zu.
Es gibt viele Fälle von Kriminalität, auch von Migranten begangen. Die Täter muss man dann auch ausweisen.
Lars Bökenkröger (CDU), Bürgermeister der Stadt Bad Oeynhausen
Bökenkröger zufolge kam der Syrer 2016 nach Deutschland und lebte in Pforzheim, er habe jahrelang das Schulsystem durchlaufen. Erst vor rund acht Monaten zog er nach Bad Oeynhausen.
Tatverdächtiger ist in U-Haft
Eine offene Diskussion sei nötig. „Es gibt viele Fälle von Kriminalität, auch von Migranten begangen. Die Täter muss man dann auch ausweisen.“ Für zentral halte er aber: „Wir Kommunen sind an unseren Grenzen angelangt und zum Teil auch schon darüber hinaus.“
Der 18-jährige Tatverdächtige sitzt wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung weiter in Untersuchungshaft – und schweigt bislang. Laut Bielefelder Staatsanwaltschaft soll der Syrer den 20-Jährigen vorher nicht gekannt haben, ihn unvermittelt attackiert, auf dessen Kopf eingeschlagen und eingetreten haben. Der junge Mann starb wenige Tage später. Auslöser und Motiv der Gewalttat sind weiter unklar. Der Beschuldigte war vorher durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmitteldelikte aufgefallen, aber nicht vorbestraft. (dpa)
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