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Politik: CDU: Start-up Merkel

Ausgeheckt haben es Laurenz Meyer, der CDU-Generalsekretär, und Thomas Heilmann, Werbefachmann und im Nebenberuf Internet-Beauftragter der CDU. Sie hat aber mitgemacht, und das findet Meyer ziemlich mutig von seiner Chefin.

Von Robert Birnbaum

Ausgeheckt haben es Laurenz Meyer, der CDU-Generalsekretär, und Thomas Heilmann, Werbefachmann und im Nebenberuf Internet-Beauftragter der CDU. Sie hat aber mitgemacht, und das findet Meyer ziemlich mutig von seiner Chefin. Dass sie sich mit einem derartigen Foto für eine Werbeanzeige einspannen lasse, Angela Merkel at her worst gewissermassen - das, sagt Meyer, zeuge schon von einem hohen Maß an Selbstironie und Überlegenheit. Nicht ganz freiwillig allerdings, denn: "Not macht erfinderisch." Die Not ist wahrlich groß. Die CDU ist zwar entgegen landläufiger Vermutung nach all den Straf- und Rückzahlungen wegen der Spendenaffäre nicht pleite, aber doch relativ arm dran. Auf 40 Millionen Mark muss Meyer den Wahlkampfetat 2002 begrenzen - gut zehn Millionen weniger als 1998. Da ist Sparen angesagt. Und darum sucht die CDU anstelle einer professionellen, aber teuren Werbeagentur willige Jungkreative für ihre Kampagne. Das Merkel-Foto mit dem doppeldeutigen Titel erscheint darum im Fachblatt der Reklamebranche, "Werben und Verkaufen".

Meyers Idee ist so preiswert (nur 12 000 Mark kostete die Anzeige) wie simpel: Die CDU will unternehmungslustigen Werbe Talenten die Chance geben, eine Art christdemokratisches Start-Up zu gründen. Die hauseigene Kreativ-Truppe - Umfang und genauer Zuschnitt stehen noch nicht fest - soll Plakate und Slogans entwerfen, Kampagnen ausbrüten und mit alledem die CDU nebst Chefin ins beste Licht rücken. Als Bonbon winkt der Weg in die Selbständigkeit: "Am Tag nach der Wahl übernehmen Sie das selbst aufgebaute Team als Unternehmer", verspricht Meyer den Interessenten.

Dass der Slogan der Anzeige wegen konsequenter Großschreibung nicht nur doppeldeutig ist - je nach Lesart meint das ihrem ja den Adressaten oder die Absenderin -, sondern politisch noch eine dritte Bedeutung haben könnte, bestreitet Meyer übrigens energisch. Über die Kanzlerkandidatur, sagt er, werde wirklich erst 2002 entscheiden.

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