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Politik: Chaos bei Massenrückkehr ins Kosovo

PRISTINA/HELSINKI (Tsp). Experten des UN- Kriegsverbrecher-Tribunals haben im Kosovo am Freitag erste Ermittlungen zu Massakern an der kosovarischen Zivilbevölkerung aufgenommen.

PRISTINA/HELSINKI (Tsp). Experten des UN- Kriegsverbrecher-Tribunals haben im Kosovo am Freitag erste Ermittlungen zu Massakern an der kosovarischen Zivilbevölkerung aufgenommen. Anschließend sollen etwa 100 Fachleute aus mehreren Ländern an Schauplätzen mutmaßlicher Kriegsverbrechen Spuren sichern. Massengräber stünden vorerst nicht im Vordergrund des Interesses. Dort seien die Beweise mit den Opfern vergraben und könnten später geborgen werden. Nach Angaben von Hilfsorganisationen führte der übereilte Aufbruch Tausender Kosovo-Albaner derweil zu chaotischen Zuständen in der vom Krieg verwüsteten Provinz. Es fehle an Nahrung und medizinischer Versorgung. Die Chancen auf eine Einigung zwischen Rußland und den USA in Helsinki über eine Einbindung russischer Truppen in die Kosovo-Friedenstruppe KFOR wurden indessen als gering eingeschätzt.

Die von KFOR-Truppen aufgedeckten Massaker an Kosovo-Albanern verglich der britische Außenminister Cook mit dem Holocaust. Den Greueltaten von damals und heute läge dieselbe "giftige Doktrin" der Rassenüberlegenheit zugrunde, sagte er. Die Geschehnisse im Kosovo seien zwar nicht mit dem Ausmaß der Judenvernichtung durch die deutschen Nazis zu vergleichen. Die "furchtbaren Massendeportationen aus Pristina, und insbesondere der Einsatz von Eisenbahnwaggons, erinnert in fataler Weise daran, was unter Hitler und später unter Stalin geschah", sagte Cook.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR begann damit, den Kosovo-Heimkehrern Lebensmittel für 30 Tage mit auf den Weg zu geben. Innerhalb eines Tages seien erneut 20 000 Kosovaren zurückgekehrt. Der Exodus der serbischen Minderheit aus dem Kosovo setzte sich hingegen fort.

Das diplomatische Ringen um die Einfluß-Sphäre Rußlands im Kosovo ging am Freitag weiter. In Helsinki setzten die Außen- und Verteidigungsminister Rußlands und der USA die Gespräche fort. Streitpunkt ist noch immer die Frage, ob Rußland den geforderten eigenen Sektor im Kosovo erhält oder gegebenenfalls auch mit der Bundeswehr gemeinsam auf den Plan tritt. US-Verteidungungsminister Cohen sagte, niemand rechne mehr mit einem Abkommen mit Rußland über die KFOR-Einbindung.

Im Kosovo schränkte die KFOR den Handlungsspielraum der UCK ein. Ab Mitternacht dürften ihre Kämpfer in Prizren keine Waffen mehr tragen, sagte ein Sprecher der deutschen KFOR-Einheiten. Am Tag darauf dürften sich UCK-Angehörige nicht mehr in Uniformen auf den Straßen zeigen.

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