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Nach dem Beschuss des südukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja wächst die Gefahr einer weiteren Eskalation des Krieges.

© -/AP/dpa

AKW-Betreiber warnt vor Kappung der Leitungen: „Dann hängt das Atomkraftwerk von Diesel-Generatoren ab“

Seit Beginn der Invasion ist das Akw Saporischschja von Russen besetzt. Nun soll es an die Krim angeschlossen werden.

Russland will das besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja nach ukrainischen Angaben an die annektierte Halbinsel Krim anschließen. Der Präsident des ukrainischen Akw-Betreibers Energoatom, Petro Kotin, sagte am Dienstag, die russischen Soldaten an dem Atomkraftwerk würden ein Vorhaben des russischen Atomkonzerns Rosatom umsetzen, das Akw „an das Stromnetz der Krim“ anzuschließen.

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„Dafür müssen zunächst die Stromleitungen des Atomkraftwerks beschädigt werden, die mit dem ukrainischen Energiesystem verbunden sind“, sagte Kotin im ukrainischen Fernsehen weiter. „Zwischen dem 7. und 9. August haben die Russen schon drei Stromleitungen beschädigt. Derzeit läuft das Werk mit einer einzigen Produktionsleitung, was ein äußerst gefährlicher Arbeitsmodus ist.“

Sobald die letzte Leitung gekappt sei, hänge das Atomkraftwerk von Diesel-Generatoren ab, sagte der Energoatom-Chef. „Dann wird alles von deren Verlässlichkeit und den Treibstoffreserven abhängen.“

Saporischschja im Süden der Ukraine ist das größte Atomkraftwerk Europas und hat sechs der insgesamt 15 ukrainischen Atomreaktoren. Es liegt nicht weit von der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim entfernt.

Das Akw ist seit Anfang März von der russischen Armee besetzt. Die Invasionstruppen hatten die Nuklearanlage wenige Tage nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht.

Hohes nukleares Risiko durch Beschuss

Das Atomkraftwerk geriet in den vergangenen Tagen zweimal unter Beschuss. Dabei wurden Teile der Anlage beschädigt, ein Reaktor musste abgeschaltet werden. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Der ukrainische Präsident Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte am Montag vor einer atomaren Katastrophe und zog Vergleiche zur Tschernobyl-Katastrophe 1986.

Petro Kotin, warnte vor sehr hohen Risiken bei Einschlägen auf dem Gelände des Kernkraftwerks. Durch den Beschuss seien drei Leitungen beschädigt, die das Kraftwerk mit dem ukrainischen Stromnetz verbinden, sagt er Reuters.

Atombehörde gibt Entwarnung

Ein Teil des Beschusses sei in der Nähe von Lagern für abgebrannte Brennelemente eingeschlagen. In dem Bereich stünden 174 Behälter mit hochradioaktivem Material.

Die Internationalen Atombehörde (IAEA) sah jedoch keine unmittelbare Bedrohung der nuklearen Sicherheit. Das teilte IAEA-Chef Rafael Mariano Grossi am Dienstag am Sitz der Behörde in Wien mit. Ukrainische Behörden hätten die IAEA informiert, dass es zwar Schäden gab, die Strahlungsmessungen aber weiterhin auf normalem Niveau lägen.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte den Beschuss des Kraftwerks „selbstmörderisch“ genannt und internationalen Zugang zum Gelände gefordert. (mit Agenturen)

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