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Das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja war kurzzeitig vom ukrainischen Stromnetz getrennt (Archivbild).

© dpa/AP/Russian Defense Ministry Press Service/-

„Ernsthaftes Risiko eines nuklearen Zwischenfalls“: Das Drama um die Stromversorgung des AKW in Saporischschja

Europas größtes Atomkraftwerk versorgt 20 Prozent der Ukrainer mit Strom. Nun ist es laut dem Betreiber wieder am Netz. Die Gefahr bleibt.

Das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Betreibergesellschaft Energoatom wieder ans Stromnetz angeschlossen. Einer der am Vortag gestoppten Reaktorblöcke sei wieder am Netz, teilte das Unternehmen am frühen Freitagnachmittag mit.

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Das Atomkraftwerk war am Donnerstag nach Angaben des Betreibers infolge von Bränden vollständig vom ukrainischen Stromnetz genommen worden. Das AKW wurde laut Energoatom aber über ein angrenzendes Wärmekraftwerk weiterhin mit Strom versorgt. Die permanente Stromversorgung ist nach Angaben von Experten entscheidend für die Sicherheit von Atomkraftwerken.

Die Anlage in Saporischschja ist das größte AKW Europas und versorgt fast 20 Prozent der Ukraine mit Strom, schreibt die „New York Times“. Etwa vier Millionen Haushalte in von Russland besetzten Gebieten und von der Ukraine verteidigten Regionen seien von dem Kraftwerk abhängig. Stromausfälle würden das menschliche Leid im Süden der Ukraine noch verstärken, sagte Präsident Selenskyj in einer allabendlichen Ansprache am Donnerstag. Eine atomare Katastrophe würde aber nicht nur die unmittelbare Umgebung betreffen, sondern die gesamte Weltgemeinschaft.

„Nirgendwo in der Geschichte dieser Welt ist ein Atomkraftwerk Teil einer Kampfzone geworden, also muss das wirklich sofort aufhören“, zitiert die „New York Times“ Bonnie Denise Jenkins, Unterstaatssekretärin im US-Außenministerium für Rüstungskontrolle und internationale Sicherheit. Das russische Vorgehen habe „ein ernsthaftes Risiko eines nuklearen Zwischenfalls“, sagte sie.

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Ukrainische Regierungsvertreter warnen schon länger davor, dass Russland das Atomkraftwerk komplett vom ukrainischen Stromnetz kappen will und stattdessen mit dem eigenen Netz verbinden will. Ein solches Manöver ließe Platz für Fehler und einen Unfall. „Wir wollen nicht, dass das passiert“, sagte Jenkins weiter.

In den vergangenen Wochen war die Gegend des AKW Saporischschja wiederholt beschossen worden, wofür sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich machten. Der Beschuss weckte Befürchtungen, dass es in Saporischschja zu einer ähnlichen Atomkatastrophe kommen könnte wie 1986 im ukrainischen Tschernobyl. (Tsp mit AFP/Reuters)

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