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Sterbehilfe in Frankreich: "Das Leiden muss eine Grenze haben"

In Frankreich ist eine Diskussion über aktive Sterbehilfe entbrannt, nachdem mehr als 2000 Ärzte und Pflegekräfte öffentlich eingestanden haben, Patienten beim Sterben geholfen zu haben.

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Paris - "Wir wollen die sofortige Einstellung aller gerichtlicher Verfahren gegen Ärzte und Pflegekräfte sowie eine schnellst mögliche Gesetzesrevision", forderten die Unterzeichner eines Manifests, das in der jüngsten Ausgabe der französischen Wochenzeitung "Le Nouvel Observateur" veröffentlicht wurde. Hintergrund sind der gegenwärtige Präsidentschaftswahlkampf und ein in der südwestfranzösischen Stadt Périgueux beginnender Prozess. Dort sind ein Arzt und eine Krankenschwester angeklagt, 2003 den Tod einer krebskranken Frau im letzten Stadium beschleunigt zu haben.

"Das Leiden muss eine Grenze haben", erklärte der konservative Präsidentschaftskandidat und Innenminister Nicolas Sarkozy. Man könne nicht einfach nur zusehen, wie jemand um Hilfe bittet, weil er sein Leiden nicht mehr erträgt. Auch die sozialistische Bewerberin Ségolène Royal will, sollte sie ins höchste Amt der französischen Republik gewählt werden, einen Gesetzesentwurf vorlegen, der den Medizinern erlaubt, auf Wunsch todkranker Patienten deren Leiden zu verkürzen.

In Frankreich war 2005 ein Gesetz verabschiedet worden, das einerseits den Medizinern mehr Rechtssicherheit gibt, andererseits die Rechte von sterbenskranken Patienten wahren soll. Die Novelle war als "Sterbehilfe light" charakterisiert worden, die ein Recht zum "Sterbenlassen" vorsieht. Mediziner können somit bei Patienten in hoffnungslosen Fällen die Therapie aussetzen. "Die jüngsten Anklagen gegen Mediziner und Pflegepersonal haben gezeigt, dass dieses Gesetz unzureichend ist. Es ist nach wie vor repressiv und wirklichkeitsfremd", heißt es in dem Manifest. (tso/dpa)

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