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Muttertag ist das Weihnachten der Floristen. Aber ist der Tag noch zeitgemäß?

© Patrick Pleul, dpa

Matthies meint: Das Licht am Ende der Badewanne

Der Muttertag wird zunehmend zum Problem. Das beginnt schon beim Namen. Aber auch das Schenken muss sich verändern. Eine Betrachtung.

In den gegenwärtigen Gender-Gewittern fühlt sich der Muttertag auch irgendwie besonders komisch an. Liegt darin nicht eine Diskriminierung all jener anderen 59 Geschlechter (Stand 1/2018), denen die Mutterschaft aus offensichtlichen Gründen versagt bleiben muss? Und die Geste, die darin liegt, so etwas zu sagen wie „Armes Mütterchen, das ganze Jahr stopfst du uns die Strümpfe, kümmerst dich um Schmorbraten und Kochwäsche, und nie reicht das Haushaltsgeld“: Hat die nicht was ziemlich Herablassendes weit nach Ende des 19.Jahrhunderts?

Immerhin hätte sich damals wohl noch kein Protest erhoben gegen die aktuelle Plakataktion der Firma Lidl, die Dampfbügelstationen und Nähmaschinen als passende Geschenke empfiehlt. Im Jahr 2018 gilt so etwas als peinlich, das ist ein Schritt nach vorn. Allerdings weisen Muttertagshasser schon seit Jahrzehnten darauf hin, dass die Nazis zwar nicht die Mutterschaft an sich erfunden, aber immerhin 1933 den Muttertag als Feiertag eingeführt haben – was indessen seine spätere Existenz nie gefährdet hat. Die NS-Ideologen wollten damals die Geburtenquoten steigern, heute geht es völlig ideologiefrei eher um die Umsätze von Blumenläden und Parfümerien, die in der Lücke zwischen Valentinstag und Weihnachten bekanntlich jede Unterstützung brauchen können.

Beispiel England?

Die Frage nach einer zeitgemäßen, politisch korrekten Gestaltung des Muttertages stellt sich dennoch mit zunehmender Schärfe. In England, wo er schon im März gefeiert wird, hat eine Supermarktkette ihn in diesem Jahr erstmals „Happy-You-Day“ genannt. Zur Begründung hieß es, man wolle damit auch Großmütter und Trans-Mütter erreichen, die sich vom – an sich doch alles übergreifenden – M-Wort nicht angesprochen fühlten. Das ist auf Deutschland nur schwer zu übertragen. „Du- Glückliche(r)*-Tag“?

Bis sich eine überzeugende Lösung für den Namen findet, sollten wenigstens die kleinen Gesten überlegt gehandhabt werden. Dankenswerterweise hat die Deutsche Presse-Agentur da nach intensivem Studium von Frauenzeitschriften mal was vorbereitet. Statt Pralinen, heißt es dort, sollten wir doch einen Workshop zum Schokoladeselbstmachen verschenken oder einen Halter fürs Tablet zum Rezeptelesen am Herd. Noch seltsamer: ein Unterwasserlicht für die Badewanne. Das ist für den traditionsorientierten Mann aber schwer zu verstehen: Wird nicht vor dem Putzen das Badewasser immer abgelassen?

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