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Politik: Dax-Konzerne streichen 55 000 Jobs

Trotz satter Gewinne hat die Hälfte der Großkonzerne Arbeitsplätze im Inland abgebaut / DGB enttäuscht

Berlin - Der Aufschwung deutscher Großkonzerne bringt dem Arbeitsmarkt in Deutschland erschreckend wenig: Bei den 30 Firmen des Deutschen Aktienindex (Dax) fielen im vergangenen Jahr unter dem Strich knapp 44 000 Stellen weg, und das trotz satter Gewinne der Unternehmen. Zwar wurden von den Unternehmen im Inland fast 12 000 Jobs neu geschaffen, dafür aber im gleichen Zeitraum mehr als 55 000 Stellen abgebaut, wie eine Berechnung des Tagesspiegels weiter ergab. Mit insgesamt gut 27 Milliarden Euro schütten die 30 Dax-Firmen, die weltweit 3,6 Millionen Menschen beschäftigen, in diesem Jahr so viel an ihre Anteilseigner aus wie noch nie. Einer der Gründe, warum vom Gewinnrausch bei den in Deutschland Beschäftigten wenig übrig bleibt: Die Konzerne wandeln sich immer mehr zu globalen Arbeitgebern. Nur knapp ein Drittel der Firmen beschäftigt noch die Mehrheit seiner Mitarbeiter in Deutschland.

20 der 30 Dax-Konzerne steigerten ihren Jahresüberschuss 2006 zweistellig, ähnlich wie in den Vorjahren. Zugleich aber strich im vergangenen Jahr etwa die Hälfte der Firmen deutsches Personal aus der Bilanz. Besonders negativ fiel der Autokonzern Daimler-Chrysler auf, der mehr als 15 000 von 182 000 Stellen (Ende 2005) in Deutschland abbaute. Der direkte Vergleich von Nettogewinnen und deutscher Beschäftigung berücksichtigt nicht, dass die Konzerne vor allem im Ausland und durch Zukäufe zum Teil beim Personal kräftig aufgestockt haben. „Die Dax-Firmen machen nur noch 35 Prozent ihrer Umsätze in Deutschland", erklärte Christian Kahler, Aktienmarktexperte der DZ-Bank. Der Exportanteil sei deutlich höher als in der Gesamtwirtschaft. Der Sportartikelhersteller Adidas etwa schaffte 2006 in Deutschland nur 356 neue Arbeitsplätze und hat jetzt im Inland 2989 Mitarbeiter – weltweit aber stieg der Personalstand auf mehr als 26 000 Mitarbeiter.

Die beschäftigungspolitische Bilanz der Dax-Firmen fällt auch aus Sicht des DGB differenziert aus. „Die exportorientierte Industrie hat in den vergangenen Jahren auch im Inland Beschäftigung aufgebaut“, sagte dessen Chef-Volkswirt, Dierk Hierschel. 2,4 Millionen Stellen seien seit 1995 in Deutschland zusätzlich entstanden – aber vor allem im Mittelstand. Insofern sei der Standort auch beschäftigungspolitisch ein „Globalisierungsgewinner“. Mit Blick auf die hervorragende Gewinnsituation und die hohen Ausschüttungen seien die Effekte für die Beschäftigung enttäuschend: „Gemessen an der Beschäftigungsentwicklung in Deutschland dokumentieren die hohen Dividenden, wie ausgeprägt der Shareholder-Value hierzulande ist.“

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