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 Claus Weselsky, Vorsitzender der GDL.

© imago/Metodi Popow/IMAGO/M. Popow

Update

„DB braucht neue Führungsspitze“: GDL-Chef Weselsky kritisiert geplante Streichung von 30.000 Stellen bei der Bahn

Die Führungskräfte der Deutschen Bahn sollten „am eigenen Leibe spüren, wie es um den Betrieb steht“, sagt Weselsky. Die Bahn-Angestellten stünden schon seit Jahren unter Druck. Nun fordert der GDL-Chef einen Vorstandswechsel.

Stand:

Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Claus Weselsky, übt scharfe Kritik am Vorstand der Deutschen Bahn wegen der Pläne, in den kommenden Jahren 30.000 Stellen einzusparen. „Ich bin nicht gegen einen Stellenabbau. Aber doch nicht so, wie er jetzt vorgenommen wird“, sagte Weselsky der „Süddeutschen Zeitung“ vom Mittwoch.

Er fürchtet Kürzungen in den Zügen, Werkstätten und Stellwerken: „In der Verwaltung nutzt man die natürliche Fluktuation, schiebt ein bisschen rum - aber die wahren Einsparungen finden im operativen Bereich statt. So ist es immer“, sagte er weiter.

Bahn-Chef Richard Lutz und Finanzvorstand Levin Holle hatten bei Vorlage der Halbjahresbilanz angekündigt, in den kommenden fünf Jahren etwa 30.000 Stellen kürzen zu wollen – zunächst in der Verwaltung. Gewerkschaftsberichten zufolge wird auch erwogen, künftig nur noch zwei anstatt fünf Zugbegleiter in Fernzügen einzusetzen, unabhängig von Länge und Auslastung.

„Das ist doch längst traurige Realität“, sagte Weselsky der Zeitung. Die Bahn schicke schon heute die Leute mit zu wenig Personal in die Züge. „Die fahren schon seit Jahren unterbesetzt. Das ist der wahre Grund für die jetzige Rebellion der Leute.“ Hinzu komme, dass der Druck steige, den Führungskräfte auf Beschäftigte ausübten.

Forderung nach Vorstandswechel

Der Chef der Lokführergewerkschaft fordert angesichts der Kürzungspläne einen Vorstandswechsel in dem Staatskonzern. „Die DB braucht eine neue Führungsspitze, damit es eine neue Führungskultur gibt“, sagte er der „Welt“ (Donnerstagsausgabe). Die derzeitige Struktur im Konzern wird seiner Ansicht nach weder den Beschäftigten noch den Anforderungen des Betriebs gerecht.

Ab 1999 sei eine „betriebsferne Unternehmenskultur entstanden, bei der in Leitungspositionen nur Ja-Sager kamen, die Anordnungen von oben umsetzten“, sagte Weselsky der „Welt“. Daran habe sich in den vergangenen Jahren nichts geändert, weshalb sich die „dadurch entstandenen Probleme“ verschärften und auf das „immer größer gewordenen Chaos von oben mit immer größerem Druck reagiert wird“.

Weselsky forderte, die Führungskräfte der Deutschen Bahn müssten „gezwungen“ werden, ihre Dienstreisen mit dem Zug statt dem Auto oder dem Flugzeug zu machen. „Schon damit sie am eigenen Leibe spüren, wie es um den Betrieb und die Beschäftigten steht“, sagte er der „Welt“.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte in den vergangenen Tagen etliche interne Chats und Forenbeiträge von Mitarbeitern einsehen können, die sich über die Zustände im Betriebsablauf der Bahn beklagen, auch direkt hatten sich Beschäftigte an die „SZ“ gewandt. „Die Leute opponieren unterschiedlich“, sagte Weselsky. „Ich stelle fest: Aus passivem Widerstand wird gerade aktiver Widerstand.“ (AFP)

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