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Der junge Bhumibol Adulyadej während seiner Krönungszeremonie in Bangkok.

© dpa/Royal Household

Regentschaft in Thailand: Der ewige König

Bhumibol Adulyadej ist der am längsten regierende Monarch der Welt. Seine Regierungszeit begann mit einer bis heute nicht aufgeklärten Tragödie.

Ein einziger Schuss hallt am Morgen des 9. Juni 1946 durch den Palast der Siam-Könige in Bangkok. Kurz darauf wird der junge König Ananda Mahidol (20) auf seinem Bett tot mit einer Kugel im Kopf gefunden. Selbstmord, ein Unfall, ein Komplott – die Gerüchte überschlagen sich damals. Geklärt wurde die Sache nie. Anandas Bruder Bhumibol Adulyadej wurde damals mit 18 Jahren König und ist bis heute auf dem Thron. Mit jetzt 70 Amtsjahren ist er der am längsten regierende Monarch weltweit.

Thailand hat zwar eine konstitutionelle Monarchie, doch ist der Monarch eine hochpolitische Angelegenheit. Seit dem Militärputsch vor zwei Jahren nutzt die Regierung von Putschführer Prayut Chan-o-cha das drakonische Gesetz gegen Majestätsbeleidigung gegen Kritiker. Seit 2014 sind nach Informationen der Gruppe „Thailändische Juristen für Menschenrechte“ mehr als 60 Personen angeklagt worden.

Der schüchterne Ananda habe in Lausanne in der Schweiz Liebeskummer gehabt, sagen die einen Historiker. Andere glaubten an einen Unfall bei einem gefährlichen Spiel der Brüder, die als Waffennarren galten. Das offizielle Thailand entschied sich für die Komplott-Version. Kurz nach dem Tod des Königs putschte das Militär. Der gestürzte Regierungschef Pridi Phanomyong wurde beschuldigt, zusammen mit Palastdienern. Pridi floh ins Exil, die Diener wurden hingerichtet.

Spekulationen über Anandas Tod stehen unter Strafe

„Der Tod von König Ananda wird nach 70 Jahren immer noch als verblüffendes Rätsel dargestellt“, sagt Autor Andrew MacGregor Marshall. „Es waren nicht die drei Männer, die hingerichtet wurden, es war nicht Ananda selbst, forensische Untersuchungen haben ergeben, dass das höchst unwahrscheinlich ist.“ Das Gesetz gegen Majestätsbeleidigung verbietet jede weitere Spekulation.

MacGregor Marshall, einst Korrespondent in Thailand, tat das 2014 in „Kingdom in Crisis“. Das Buch ist verboten, ebenso wie „The King Never Smiles“ (2006) von Paul Hanley. Beiden Autoren droht bei einer Einreise nach Thailand die Festnahme. „Es ist bewiesen, dass es kein Unfall war und kein Selbstmord“, sagte der König in einem seltenen BBC-Interview 1979. Beweismittel seien beiseite geschafft worden. „Ich weiß nur, als ich dazu kam, war er tot“, sagte er.

Für Bhumibol begann vor 70 Jahren eine überaus erfolgreiche Regentschaft. Er heiratete die damalige Schönheit Sirikit, wurde Vater von vier Kindern, reiste landauf, landab und setzte sich unermüdlich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Landbevölkerung ein. Er wird im ganzen Land tief verehrt.

„Er hat die Monarchie als Institution gestärkt“

„Er hat es geschafft, die Rolle der Monarchie zu stärken und Thailand in Zeiten zu stabilisieren, in denen es viele gesellschaftliche, wirtschaftliche und geopolitische Herausforderungen zu meistern hatte“, sagt Piriyathep Kanchanadul, Chef des Energieunternehmens Cellennium und entfernter Cousin des Königs.

Der 88-jährige Bhumibol ist allerdings schwer krank und seit 2009 fast ohne Unterbrechung im Krankenhaus. Die Thronfolge ist eine heikle Angelegenheit, die niemand offen diskutieren will. Thronfolger ist Vajiralongkorn (63), ausgebildet als Armeeoffizier und Pilot. Er hat sieben Kinder und trennte sich 2014 von seiner dritten Frau. „Es gibt keinen Ersatz für König Bhumibol von gleicher Gestalt“, sagt Piriyathep. „Aber er hat die Monarchie als Institution gestärkt.“ (dpa)

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