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Politik: Der SPD-Chef, die Atomkraft und das Klima

Wie Kurt Beck gegen die Wissenschaft anredet

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Berlin - Zur besten Sendezeit hatte der SPD-Vorsitzende Kurt Beck das Problem mit der Energieversorgung der Zukunft gelöst. „Atomenergie, wenn man die CO2-Bilanz betrachtet von der Erzeugung des Urans bis zur entsprechenden Abbrennung dann im Kraftwerk, ist CO2-intensiver als ein Braunkohlekraftwerk“, sagte er am vorigen Mittwoch in die Kameras und landete unkommentiert in den Abendnachrichten. Wenn das so ist, setzt man am besten auf die Braunkohle, sollte man meinen. Das Argument, Atomkraft helfe gegen den Klimawandel, wäre vom Tisch, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Physikerin und latente Atomkraftbefürworterin, müsste umdenken.

Leider gebe es keinen Beleg für die Aussage Becks, heißt es aus dem Willy- Brandt-Haus. Offiziell will man sich nicht äußern, aber unter der Hand wird „mit einem Augenzwinkern“ mitgeteilt, dass der Parteichef sich auf überhaupt nichts gestützt, sondern nur an den Uranbergbau in der DDR gedacht habe.

Bei Energieexperten ruft das Stirnrunzeln hervor. „Die Darstellung von Herrn Beck entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage“, sagt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Umgekehrt sei es richtig: Beziehe man die vorgelagerten Prozesse – von Bergbau bis Transport – ein, schade ein Atommeiler dem Klima weniger als ein Braunkohlekraftwerk. „Wenn man eine solche Rechnung auch für die von SPD und Grünen heiß geliebten erneuerbaren Energien aufmacht, führt an der Atomenergie gar kein Weg mehr vorbei. Dann müsste man leider auch die erneuerbaren Energien als CO2- intensiv bezeichnen. Denn die Fotovoltaikanlagen sind in der Herstellung sehr energieintensiv.“

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