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Die Abstellkammer befindet sich im Keller des Trump-Anwesens Mar-a-Lago.

© REUTERS/Marco Bello

Trumps Lager für Geheimdokumente: Die berühmteste Abstellkammer der USA

FBI-Agenten beschlagnahmten in Trumps Residenz Mar-a-Lago 33 Kisten mit Dokumenten. Der Großteil lagerte in einem fensterlosen Kellerraum mit einfacher Holztür.

Bei der Durchsuchung von Donald Trumps Anwesen in Florida Anfang August haben FBI-Agenten zahlreiche Geheimdokumente gefunden. Einige dieser Dokumente sollen sich im Privatbüro des ehemaligen Präsidenten befunden haben – der Großteil aber in einem fensterlosen Lagerraum im Keller der Mar-a-Lago-Residenz. Entgegen Beteuerungen von Trumps Anwälten, der Raum sei sicher, lässt ein Bericht der „Washington Post“ daran zweifeln.

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Bedenken, der Kellerraum sei unsicher, seien bereits geäußert worden, kurz nachdem Trump im Juni erste geheime Dokumente zurückgab. „Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, enthält Mar-a-Lago keinen sicheren Ort, der für die Aufbewahrung von Verschlusssachen autorisiert ist“, zitiert die Zeitung den Leiter der Abteilung für Spionageabwehr und Exportkontrolle des Justizministeriums, Jay Bratt, aus Gerichtsdokumenten.

Bratt, der die erste Charge an Dokumenten im Juni in Florida abgeholt hatte, habe darum gebeten, den Lagerraum „zu sichern“ und alle Kisten, die aus dem Weißen Haus nach Mar-a-Lago gebracht wurden, „bis auf Weiteres in ihrem derzeitigen Zustand in diesem Raum aufzubewahren“.

Bei der Razzia am 8. August wurden dann schließlich 18 als „streng geheim“ eingestufte Dokumente, 53 als „geheim“ eingestufte Dokumente und 31 als „vertraulich“ eingestufte Dokumente beschlagnahmt. Sieben der streng geheimen Dokumente, 17 der geheimen Dokumente und drei der vertraulichen Dokumente befanden sich in Trumps Büro. Die Dokumente füllten 33 Kisten. Zudem geht das FBI davon aus, dass noch nicht alle Dokumente gefunden wurden. Einige als „Verschlusssache“ gekennzeichnete Ordner seien leer gewesen.

Dokumente im Haus des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in Florida.

© AFP/US-Justizministerium/Jose Romero

Zwei Monate vor der Durchsuchung hatten Trumps Anwälte noch in eidesstattlichen Erklärungen gegenüber Vertretern des US-Justizministeriums versichert, dass der Ex-Präsident keine Geheimdokumente mehr in Mar-a-Lago lagere. Nun versuchen sie das Sicherheitsrisiko herunterzuspielen.

Zugang zum Lagerraum „begrenzt“

„Es ist eine sehr begrenzte Anzahl von Menschen, die dort unten Zugang haben“, sagte Trump-Anwältin Christina Bobb einige Tage nachdem das FBI das Anwesen durchsucht hatte, dem Fernsehsender Fox News. „Natürlich ist Mar-a-Lago an und für sich sicher. Es ist schon schwierig, auf das Gelände zu kommen. Dann war es eine verschlossene Tür. Zurück in den Keller, da unten gibt es Sicherheitspersonal, nur bestimmte Mitarbeiter können da runter.“ Zudem gebe es nur einen Schlüssel zu dem Lagerraum.

Fragen zum Schlüssel und wo dieser aufbewahrt werde, ließ Bobb unbeantwortet. Eine anonyme Quelle habe der „Washington Post“ gegenüber bestätigt, dass es nur einen Schlüssel zu dem Raum gab. Allerdings erfülle eine einzelne verschlossene Tür „kaum die strengen Anforderungen, die die Bundesvorschriften für die physische Aufbewahrung von Verschlusssachen vorschreiben“, schreibt die Zeitung.

Laut „Washington Post“ müssen Dokumente, die als streng geheim eingestuft sind, in einem geprüften „Sicherheitsbehälter“ aufbewahrt werden. „Der Behälter muss alle zwei Stunden von einer Person kontrolliert werden, die zur Einsichtnahme in streng geheimes Material berechtigt ist, oder er muss mit einem Einbruchalarm ausgestattet sein, der bestimmte Anforderungen erfüllt“, heißt es in dem Bericht.

Mar-a-Lago bereitet Sicherheitsexperten „Kopfschmerzen“

Aufnahmen einer Überwachungskamera sollen auch zeigen, dass die Räumlichkeiten, von dem der Lagerraum abgeht, von vielen verschiedenen Personen frequentiert werden, schreibt die „Washington Post“ – abgetrennt nur von einer einfachen Holztür. Vertraute des ehemaligen US-Präsidenten hätten der Zeitung bestätigt, dass eine Vielzahl an Angestellten Zugang zum Keller hatte. Das Anwesen dient außerdem als Privatclub mit 500 Mitgliedern – vor, nach und während der Präsidentschaft von Donald Trump.

Schon während dessen Amtszeit als US-Präsident habe die Situation in Mar-a-Lago bei Sicherheitsexperten wiederholt zu „Kopfschmerzen“ geführt, schreibt die Zeitung. „Ich denke, Mar-a-Lago ist ein Albtraum für die Spionageabwehr“, wird Joel Brenner, ehemaliger Leiter der US-Spionageabwehr und ehemaliger Generalinspekteur der NSA, zitiert.

Shinzo Abe nimmt 2017 an einem Abendessen mit dem damaligen US-Präsident Donald Trump in Mar-a-Lago teil.

© REUTERS/Carlos Barria

Das Anwesen habe neben der Trump-Familie auch regelmäßig öffentliche Veranstaltungen und Hochzeiten beherbergt – darunter auch ausländische Staatsangehörige. Gemeinsam mit dem mittlerweile verstorbenen japanischen Premierminister Shinzo Abe habe sich Trump auf der Terrasse des Anwesens den Start einer nordkoreanischen Rakete angeschaut – inmitten von Gästen und unweit einer Hochzeitsgesellschaft, berichtet die „Washington Post“.

Mehrere Vorfälle in Mar-a-Lago

Zudem sind mehrere Sicherheitsrisiken – neben denen, die Trump mutmaßlich selbst zu verantworten hat – in Mar-a-Lago bekannt. Brenner zählt die Dutzenden ausländischen Gäste und Angestellten des Anwesens dazu. Allein in der letzten Saison, von Oktober 2021 bis Mai 2022, hätten 87 ausländische Kellner, Köche und sonstige Hausangestellte in Mar-a-Lago gearbeitet, wie die Zeitung aus Dokumenten des Arbeitsministeriums zitiert. Für die kommende Saison seien Arbeitserlaubnisse für 92 Personen gestellt worden.

„Die Regeln für ausländische Staatsangehörige wurden nicht aufgestellt, weil wir glauben, dass bestimmte Ausländer schlechte Menschen sind“, sagte Brenner der Zeitung. Aber er traue ihnen nicht so sehr wie Amerikanern mit Sicherheitsüberprüfung.

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Neben der spekulativen Gefahr, dass ausländische Agenten in das Anwesen eingeschleust werden, gab es in Mar-a-Lago schon diverse Sicherheitslücken. 2019 wurde etwa eine Chinesin verhaftet, die die Sicherheitskontrolle umgehen konnte. Dass diese Kontrolle offenbar nicht besonders gründlich durchgeführt wird, zeigt der Fall einer Ukrainerin, die sich vergangenes Jahr Zugang verschafft haben soll. Sie habe sich mutmaßlich nicht ausweisen müssen.

Die Enthüllungen der letzten Wochen zeigen, wie leichtsinnig der ehemalige US-Präsident Donald Trump mutmaßlich mit geheimen Informationen der US-Regierung umgegangen ist. Er selbst behauptet, die gefunden Dokumente freigegeben zu haben. Das Justizministerium bestreitet das.

Ob ihm die Berichterstattung bei seinem Ziel, 2024 erneut zum US-Präsidenten gewählt zu werden, schaden wird, bleibt abzuwarten. Es stehen immerhin Vorwürfe von Verstößen gegen das Antispionagegesetz und der Behinderung der Justiz im Raum. (Tsp mit Agenturen)

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