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Politik: Die israelischen Richter fällen ein unerwartet hartes Urteil gegen den deutschen Terroristen-Helfer

Der Prozess gegen den zum Islam übergetretenen 27-jährigen Deutschen Steven Smyrek endete mit einem unerwartet harten Urteil. Smyrek wurde am Donnerstag wegen Vorbereitung eines Anschlags in Israel zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Der Prozess gegen den zum Islam übergetretenen 27-jährigen Deutschen Steven Smyrek endete mit einem unerwartet harten Urteil. Smyrek wurde am Donnerstag wegen Vorbereitung eines Anschlags in Israel zu zehn Jahren Haft verurteilt. Als Grund gab das Bezirksgericht in Tel Aviv fehlende mildernde Umstände und die abschreckende Wirkung gegen potentielle Nachfolge-Täter an. Die Anklage hatte eine "deutlich über zehn Jahre liegende Haftstrafe" gefordert, die Verteidigung hatte um Milde unter Bezugnahme auf Präzedenzfälle gebeten. Inzwischen kündigte Smyreks Anwalt Avigdor Feldman Berufung an.

Der aus Detmold stammende und zuletzt in Braunschweig lebende Smyrek war im November 1997 bei seiner Ankunft auf dem Flughafen Ben Gurion durch die von deutschen und holländischen Geheimdiensten und Polizei alarmierten israelischen Sicherheitskräfte festgenommen worden. Er soll laut Anklage die Absicht gehabt haben, in Israel Informationen zu sammeln über mögliche Ziele für Terroranschläge der proiranischen Hisbollah - der er angehörte. In den drei Anklagepunkten, die diese Tatsachen betreffen, war er bereits am Dienstag schuldig gesprochen worden.

Bei der Strafbemessung berücksichtigte zwar das Gericht die Tatsache, dass Smyrek nicht die Absicht gehabt hatte, unmittelbar nach der Informationsbeschaffung selbst den Anschlag zu verüben, sondern dies wohl erst für einen späteren Zeitpunkt geplant war. Allerdings stimmten die drei Richter der Ansicht der Staatsanwaltschaft zu, Smyrek habe als Selbstmord-Attentäter möglichst viele der von ihm "obsessiv gehassten" Juden und Israelis ermorden wollen.

Smyreks Mutter Karin Woodweeks erklärte, sie bemühe sich nun darum, dass ihr Sohn seine Strafe - abzüglich der Untersuchungshaft seit seiner Verhaftung - in Deutschland absitzen könne. Allerdings habe ihr Sohn bisher keinen entsprechenden Wunsch geäussert, sondern im Gegenteil betont, dass es ihm im Gefängnis in Aschkelon gut gehe und er auch fair behandelt werde. Bei den Untersuchungen durch den Schabak-Inlandsgeheimdienst sei ihr Sohn dagegen gefoltert worden. "Zweimal musste er deswegen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Sie haben ihm einen Plastiksack über den Kopf gezogen und ihm gedroht, sie würden ihn in der Wüste aussetzen, wo ihn niemand finden könne", erklärte die Mutter.

Unterdessen wurden die israelisch-palästinensischen Verhandlungen über eine Freilassung palästinensischer Gefangener am Mittwochabend ohne Ergebnis abgebrochen. Wie aus beiden Delegationskreisen verlautete, wurde weder eine Einigung über die Voraussetzungen für eine Haftentlassung noch über die Zahl der Begünstigten erzielt. Offenbar als Geste des guten Willens kündigte Israel später jedoch an, den am längsten in einem israelischen Gefängnis einsitzenden Palästinenser freizulassen.

cal

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