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Bis hierher und nicht weiter. Eine Lenin-Statue steht vor einer Straßensperre der Separatisten in der Nähe der ostukrainischen Stadt SlowjanskReuters

© Reuters

Nach Referenden in der Ost-Ukraine: Die Jubler sind in der Minderheit

Die Separatisten melden einen Sieg in dem international nicht anerkannten Referendum – doch ausgelassene Feiern auf den Straßen gab es in der Ost-Ukraine nicht. Und die Anführer der Separatisten sollen uneinig sein, wie es nun weitergeht.

Der selbst ernannte Anführer der „Volksrepublik Donezk“, Denis Puschilin, gab sich ganz als Volkstribun, als er am Nachmittag vor seine Anhänger trat. Auf einer provisorisch errichteten Bühne vor dem besetzten Gebäude der Regionalregierung rief er der Menge zu: „Willkommen in der Volksrepublik Donezk.“ Man habe die „Fesseln der Oligarchen zerschlagen“ und werde jetzt dafür sorgen „das dieses Land wächst und blüht“.

Ganz anders als unter Puschilin und seinen Mitstreitern war in der Stadt Donezk weder am Sonntagabend noch am Montag ausgelassenes Feiern angesagt. Im Gegenteil, der Wochenbeginn markierte für viele in der Ostukraine das Ende einer Reihe von Feiertagen. In der Innenstadt gingen die Menschen ihrem Alltag nach. Aus Slowjansk und einigen anderen, kleinen Städten wurden Kämpfe zwischen Rebellen und der ukrainischen Armee gemeldet. Die Regionalverwaltung Donezk meldet, dass seit dem Ausbruch der Unruhen Mitte März 49 Personen getötet wurden, 245 Menschen wurden mit Schusswunden oder ähnlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Diese Zahlen sollen auch die Toten und Verwundeten der von der Regierung verantworteten Anti-Terror-Aktion beinhalten.

Unterschiedliche Angaben zur Wahlbeteiligung

Die Rebellen in Donezk und Lugansk geben sich nach dem international nicht anerkannten Referendum von Sonntag siegesgewiss. Laut der selbst ernannten Wahlkommission in Lugansk hätten dort 96 Prozent der Wähler für eine Abspaltung von der Ukraine gestimmt, die Beteiligung soll bei 81 Prozent gelegen haben. In Donezk sollen sich 89 Prozent für eine Unabhängigkeit von der Ukraine ausgesprochen haben. Die Übergangsregierung in Kiew präsentierte Zahlen, wonach die Wahlbeteiligung in Lugansk bei 24 und in Donezk bei 32 Prozent gelegen habe.

Die Anführer der Separatisten sollen laut ukrainischen Medien uneinig sein, wie es nach dem Referendum weitergehen soll. Ein Teil der Rebellen will demnach den Anschluss an Russland, eine andere Gruppe tritt für die Stärkung der Region innerhalb der Ukraine ein und wieder andere wollen die Schaffung eines neuen Staates mit dem Namen „Neurussland“ vorantreiben. Ob es Ende Mai zu Präsidentschaftswahlen in Donezk und Lugansk kommen wird, ist unklar.

In der russischen Staatszeitung „Rossijskaja Gazeta“ sagte der selbst ernannte Gouverneur von Donezk, Pawel Gubarew, der reichste Mann der Ukraine, Rinat Achmetow, finanziere 60 Prozent der Separatisten. Gubarew ist eine umstrittene Figur. Er war erst vergangene Woche aus der Haft in Kiew entlassen worden, Anfang März hatten ukrainische Polizisten den Mann verhaftet und wegen Umsturzplänen in ein Kiewer Gefängnis gebracht. Gubarew war jahrelang Mitglied der ultranationalistischen russischen Jugendbewegung „Russische Nationale Einheit“. Bis März dieses Jahres hat er eine Werbeagentur geführt, die überwiegend von Aufträgen der Achmetow-Firmen Schachtjor Donezk und Ukrtelekom lebte. Achmetow hatte sich Ende 2013 von Ex-Präsident Viktor Janukowitsch abgewandt, dessen Unterstützer er jahrelang gewesen ist.

Welche Rolle spielt Ex-Präsident Janukowitsch?

Es gibt in der Donbass-Region eine ganze Reihe vor allem jüngerer Leute, die bis vor kurzem fest an der Seite der ehemaligen Regierungspartei Partei der Regionen gestanden haben. Die Partei ist derzeit führungslos und die Aktiven aus der zweiten und dritten Reihe sind nun dabei, sich zu positionieren.

Eine maßgebliche Rolle scheint auch der ins russische Exil geflüchtete Ex-Präsident Janukowitsch zu spielen. Er ließ durch die russische Staatsagentur Itar-Tass verbreiten, das Referendum in Donezk habe gezeigt, dass die Menschen dort eine größere Unabhängigkeit von Kiew wünschten. Deshalb sollte die „blutige Junta in Kiew gestoppt werden“.

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