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Hoch hinaus. Das Park Inn am Alexanderplatz.

© dpa

Hochhaus-Leitbild für Berlin: Die Stadt braucht architektonische Höhenflüge

Berlin ist nicht Shanghai. Aber ein paar schöne Hochhäuser könnten der Stadt gut tun - falls sie ohne städtebaulichen Wildwuchs bleiben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ulrich Zawatka-Gerlach

Shanghai kann nicht das Vorbild sein. Dubai oder Manhattan auch nicht. Wenn Berlin jetzt endlich darüber diskutiert, wie viele Hochhäuser die einzige deutsche Metropole verträgt, geht es nicht um eine mächtige Skyline, die sich hunderte Meter in den Himmel erhebt. Obwohl die Stadt kräftig wächst, bleibt Berlin im Vergleich zu den Mega-Cities dieser Welt auch in absehbarer Zukunft ein Dorf.

Das Hochhausleitbild des Senats trägt dieser Philosophie Rechnung. Das ist gut. Der Mensch wird nicht klein gemacht, er soll nicht eingepasst werden in die Zwänge explodierender Grundstückspreise, die zu einer vertikalen Verdichtung von Wohn- und Büroraum führen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass kein städtebaulicher Wildwuchs entsteht..

Deshalb ist es auch richtig, in einem großzügig angelegten Beteiligungsverfahren einen breiten Konsens darüber herzustellen, welche Hochhäuser Berlin an welchen Standorten verträgt, und welche Qualitätsstandards gesetzt werden. Ein Zweifamilienhaus am Stadtrand kann architektonisch missraten, ohne den Kiez in Misskredit zu bringen. Bei einem 40-Geschosser, der das Bild der City mitprägt, sollte die Politik ausnahmslos strenge Maßstäbe setzen.

So gesehen ist die Vorgabe des Hochhausleitbilds eine Selbstverständlichkeit, dass jedes Projekt nur mit Bebauungsplanverfahren und Architektur-Wettbewerb genehmigt wird . Es wäre auch sinnvoll, den örtlich zuständigen Bezirk in die Auswahl des genauen Standorts, des Investors und des Architekten regelmäßig einzubinden. Das erhöht zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass die betroffenen Anwohner ein Wörtchen mitzureden haben.

Hochhäuser verändern das Stadtklima

Dabei geht es nicht nur um die Optik des einen Hauses. Sie hat Konsequenzen für die unmittelbare Umgebung und die gesamte Stadt. Auch ein bescheidener Turm verschattet, verändert Sichtachsen und Verkehrsströme und wirkt sich auf das Stadtklima aus. Beton speichert Hitze und verengt die Frischluftschneisen, die jede größere Stadt dringend braucht.  

Hochhäuser sollten auch einen Nutzen haben, der nicht nur in der Rendite für den Eigentümer zu bemessen ist. Ihr größter Vorteil ist: Man spart Platz, indem Wohnungen, Büro- und Gewerberäume übereinandergestapelt werden. Man spart auch Verkehrsflächen, wenn der Bau multifunktional ausgelegt ist. Dann können die Bewohner im Idealfall mit dem Lift zur Arbeit fahren. Und: Hochhäuser sollten auch Öffentlichkeit herstellen – nicht nur mit Läden im Erdgeschoss, sondern dort auch mit Orten der Begegnung - ähnlich einer Piazza.

Wolkenkratzer müssen erlaubt sein

Die Frage, wie hoch gebaut werden darf, sollte nebensächlich bleiben. Warum nicht auch mal über die Wolkenkratzer-Grenze von 150 Meter hinaus? Letztlich geht es doch nur darum, an passender Stelle schöne Akzente zu setzen. Beispielsweise am Alexanderplatz oder rund um den Zoologischen Garten, am Ostbahnhof oder in der neuen Europacity am Hauptbahnhof.  Hier und da ein architektonischer Höhenflug!

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