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Polizeibeamte stehen an einer Absperrung an der Kreisstraße 22 rund einen Kilometer vom Tatort entfernt.

© Sebastian Gollnow/dpa

Update

Doppelmord in Rheinland-Pfalz: Polizisten starben durch Kopfschüsse – Haftbefehl erlassen

Nach dem Tod zweier Polizisten geht der Ermittlungsrichter von gemeinschaftlichem Mord aus. Die Tatverdächtigen wollten offenbar Jagdwilderei verdecken.

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Die Staatsanwaltschaft in Kaiserslautern hat Haftbefehl gegen die beiden des Mordes an zwei Polizisten Verdächtigten erlassen. Das teilte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen auf einer Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstagnachmittag mit.

Der Ermittlungsrichter gehe von gemeinschaftlichem Mord aus, um den Tatbestand der Jagdwilderei zu verdecken, sagte Orthen. Es bestehe Fluchtgefahr.

Der 38-jährige Tatverdächtige, den die Ermittler für den Haupttäter halten, macht bisher von seinem Schweigerecht Gebrauch. Der als zweiter festgenommene 32-jährige Tatverdächtige habe hingegen die Wilderei eingeräumt und die Kontrollsituation in der Nacht geschildert – er bestreite aber, selbst geschossen zu haben, sagte der Oberstaatsanwalt weiter. Die Ermittler gehen hingegen davon aus, dass beide Tatverdächtige geschossen haben.

Die beiden Polizisten starben durch Kopfschüsse, wie bestätigt wurde. Die Polizistin sei nur einmal getroffen worden, dieser Schuss sei sofort tödlich gewesen. Der Polizist sei insgesamt viermal getroffen worden, ein Schuss davon traf ihn in den Kopf. Er selbst hatte sein Magazin, das 14 Patronen enthält, geleert.

Bevor die Polizisten mitteilten, dass geschossen würde, hatten sie noch durchgegeben, dass sich in dem Auto der Tatverdächtigen viele Wildtiere im Kofferraum befänden. Der Vizepolizeipräsident Westpfalz geht davon aus, dass die Polizisten das Auto der Tatverdächtigen stehend antrafen.

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Beide Tatverdächtige waren laut Staatsanwaltschaft nicht rechtskräftig vorbestraft. Der 38-Jährige sei der Polizei aber früher bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen, sagte Kriminaldirektor Frank Gautsche. Der 32-Jährige war der Polizei wegen Betrugsdelikten bekannt.

Waffenfunde bei Ermittlungen

Nach Informationen des Tagesspiegels fanden zuvor am Dienstag Durchsuchungen der Einsatzkräfte in einem Haus im saarländischen Sulzbach statt. Dabei fand die Polizei zahlreiche Waffen. Womöglich waren auch die Waffen darunter, mit denen in der Nacht zu Montag ein Polizeioberkommissar und eine Polizeikommissaranwärterin bei einer Verkehrskontrolle getötet wurden.

In dem Gebäude seien eine doppelläufige Schrotflinte und eine Winchester sichergestellt worden, sagten Sicherheitskreise. Es sei denkbar, dass zumindest mit der Schrotflinte auf die zwei Polizisten gefeuert wurde.

In der Nähe des Hauses hatte die Polizei am Montagnachmittag den Tatverdächtigen Andreas Johannes S. (38) festgenommen. Ein weiterer Verdächtiger, 32 Jahre alt, versteckte sich im Keller des Hauses und wurde ebenfalls abgeführt.

Auf 24 Patronen ist der Name eines Tatverdächtigen eingraviert

Bei einer Durchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg entdeckte die Polizei ein ganzes Arsenal im Haus der Ex-Frau von Andreas Johannes S. Sichergestellt wurden fünf Kurzwaffen, zehn Langwaffen, 500 Schuss Schrotmunition, eine Armbrust, ein Repetiergewehr und drei Schalldämpfer.

Auf 24 Patronen sei der Name von Andreas Johannes S. eingraviert, sagten Sicherheitskreise. Die beiden Tatverdächtigen wurden am Dienstag im Amtsgericht Kaiserslautern einem Richter vorgeführt, die Staatsanwaltschaft will Haftbefehle erwirken.

Trauer um tote Polizisten. Der Mord an den beiden Beamten in Rheinland-Pfalz erschüttert die Bundesrepublik. Mindestens einer der beiden Tatverdächtigen hatte bei einer Verkehrskontrolle geschossen.
Trauer um tote Polizisten. Der Mord an den beiden Beamten in Rheinland-Pfalz erschüttert die Bundesrepublik. Mindestens einer der beiden Tatverdächtigen hatte bei einer Verkehrskontrolle geschossen.

© Thomas Frey/dpa

Unterdessen macht der psychische Stress den Polizisten im Präsidium Westpfalz in Kaiserlautern schwer zu schaffen. Sie alle seien "betrübt, traurig, müde, sprachlos, erschöpft", sagte Bernhard Christian Erfort, Sprecher des Präsidiums, am Dienstag dem Tagesspiegel.

Erfort kannte den 29-jährigen Polizeioberkommissar, der in der Nacht zu Montag auf einer Landstraße im Kreis Kusel zusammen mit einer 24-jährigen Polizeikommissaranwärterin erschossen wurde. Bei einer routinemäßigen Verkehrskontrolle. Erfort sagte, er habe in der vergangenen Nacht nur drei Stunden geschlafen, und doch macht er am Dienstag seinen Job weiter und gibt den vielen anrufenden Journalisten Auskunft, wie schon am Montag.

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Der 38-jährige Andreas Johannes S. und ein mutmaßlicher, 32 Jahre alter Mittäter, sollen am Montag gegen 4.20 Uhr die beiden Polizisten erschossen haben. Weitere Tatverdächtige, so Erfort, gebe es bislang nicht.

Tatverdächtiger versteckte sich im Keller

Andreas Johannes S. wurde Montagnachmittag vor dem Haus einer Bekannten im saarländischen Sulzbach festgenommen. Die Polizei entdeckte im Haus auch den 32-Jährigen, er hatte sich im Keller versteckt. Bei der Durchsuchung der Räume stießen die Beamten auf Schusswaffen. Es werde jetzt geprüft, ob mit den Waffen bei der Tat geschossen wurde, sagt Erfort.

Die Angehörigen der Getöteten würden von Notfallseelsorgern und Psychologen betreut, sagt Erfort. Und die "Unterstützungskräfte", die zum Tatort eilten und die toten Kollegen fanden, würden von Kriseninterventionsteams der Polizei betreut. Trotzdem wird weiter mit Hochdruck ermittelt. Erfort sagt, "der Fall ist noch lange, lange nicht beendet".

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