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„Ein Falschzitat gibt es nicht“: „Focus“ bleibt bei seiner Darstellung in der „Hofnarr“-Affäre um Scholz
Die Anwälte des Bundeskanzlers fordern eine Unterlassungserklärung vom „Focus“, der sie ablehnt. Im Kern geht es um einen Einschub in ein Zitat von Scholz, der so nicht gefallen sein soll.
Stand:
Der Burda-Verlag hat eine Unterlassungserklärung und Richtigstellung abgelehnt, die Bundeskanzler Olaf Scholz wegen eines Artikels im Magazin „Focus“ gefordert hatte.
In dem Bericht ging es um eine Äußerung von Scholz gegenüber dem CDU-Politiker Joe Chialo, den er als „Hofnarren“ und „Feigenblatt“ bezeichnet haben soll. Während unstrittig ist, dass Scholz diese Worte gebraucht hat, gibt es Streit über eine mögliche rassistische Konnotation.
Kanzler-Anwalt Christian Schertz kritisierte im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) insbesondere einen Satz auf „focus.de“, in dem es hieß, Scholz habe Chialo angefahren: „Er, der Schwarze, sei nicht mehr als ein Feigenblatt.“ Die Formulierung „der Schwarze“ habe Scholz nie benutzt, so Schertz. Erst diese Ergänzung stelle einen rassistischen Bezug her und verletze die Persönlichkeitsrechte des Kanzlers, da es sich um ein Falschzitat handele.
Burda-Anwalt Stefan Söder wies die Vorwürfe zurück. Er bestätigte zwar, dass der Einschub „der Schwarze“ kein direktes oder indirektes Zitat von Scholz sei. Es verdeutliche allerdings den Kontext der Äußerung. Dieser Kontext werde im Artikel „in einwandfreier Weise transparent gemacht. Ein Falschzitat gibt es nicht“.
Focus verteidigt seine journalistische Arbeit
Chialo selbst habe zuvor seine Hautfarbe thematisiert, um zu unterstreichen, warum die CDU nicht rassistisch sei. „Focus“-Chefredakteur Georg Meck betonte, es sei eine journalistische Pflicht, über die umstrittene Äußerung des Kanzlers zu berichten.
Georg Meck, der Autor des Artikels, pflichtete dem bei und sagte der „FAZ“: „Es ist unsere Pflicht, darüber zu berichten, wenn der Kanzler Journalisten aufs Übelste beschimpft und einen CDU-Politiker als Hofnarr beleidigt. Ich stand fassungslos daneben, als ich das gehört habe: Wie kann ein Bundeskanzler so die Beherrschung verlieren? Wie kann jemand ein Land regieren, der so aus der Rolle fällt?“
Chialo selbst erklärte, Scholz habe ihn nach Bekanntwerden der Berichterstattung angerufen und bedauert, dass seine Worte als rassistisch verstanden wurden. Er halte Scholz nicht für einen Rassisten, hielt jedoch daran fest, dass dessen Äußerung herabwürdigend und verletzend gewesen sei. (Trf)
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