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Politik: Ein Mann für die letzte Minute

Russlands Ex-Premier Primakow in spezieller Mission bei Saddam

Die Irak-Mission von Jewgeni Primakow ist so geheim, dass nicht einmal seine Sprecherin davon wusste. Als am Samstagabend der Radiosender „Echo Moskwy“ die Sensation meldete, vermutete sie ihren Chef auf dem Weg nach Kanada. Fest steht nur, dass Primakow von Präsident Wladimir Putin in Marsch gesetzt wurde. Über das Mandat wird in Moskau heftig spekuliert. Zum einen, so der Tenor, soll der russische Ex-Ministerpräsident Saddam Hussein überreden, auf alle Forderungen der UN-Waffeninspekteure einzugehen. Zum anderen dürfte er versuchen, den Diktator zum Machtverzicht zu überreden. Primakow, lobte der TV-Sender TWS, in dessen Aufsichtsrat der Politiker sitzt, sei das „schwerste Geschütz, das gegen den Krieg in Stellung gebracht werden kann“. Primakow ist derzeit ohne politisches Amt. Der 74-jährige kennt die Region. Er war in den 70er Jahren acht Jahre lang Nahostkorrespondent der Parteizeitung „Prawda“ in Bagdad. Von Primakows dort geknüpften offiziellen und inoffiziellen Kontakten, einschließlich der persönlichen Freundschaft zu Saddam, damals zweiter Mann in der sozialistischen Baath-Partei, profitierten mehrere Generalsekretäre der KPdSU. Primakow blieb mit dem arabischen Raum verbunden, seit 1985 leitete er das Nahost-Institut der sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Michail Gorbatschow schickte ihn 1991, am Vorabend des ersten Golfkriegs, als Sonderbotschafter zu Saddam. Doch die USA schafften mit Waffen Tatsachen, bevor Primakow diplomatisch zum Zuge kam. Fünf Jahre später reizte Primakow – nun Außenminister in Moskau – den Spielraum der UN-Sanktionen bis an die Schmerzgrenze aus, um russischen Unternehmen bei Treffen mit den Granden des Regimes lukrative Kontrakte zu verschaffen.

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