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Bundeswehrsoldaten auf der Höhe 432 bei Kundus. Militärisch ist in Afghanistan nichts mehr zu gewinnen.

© dpa

Einsatz am Hindukusch: Die Bundeswehr muss raus aus Afghanistan - sofort!

Ein neuer Bericht zeigt: Nichts ist gut in Afghanistan. Heißt: Militärisch ist da nichts zu gewinnen, der Krieg ist verloren. Die Bundeswehr sollte abziehen. Sofort. Ein Kommentar.

Von Michael Schmidt

Der Afghanistankrieg ist verloren. Die Mission gescheitert. Eine Fortsetzung sinnlos. Mit militärischen Mitteln ist am Hindukusch nichts mehr zu gewinnen. Nicht mit den immer schon unzureichenden, und schon gar nicht mit den gegenwärtig grotesk unangemessenen Mitteln.

Aktuell sind 12.000 ausländische Soldaten in Afghanistan. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erwägt eine Aufstockung des Bundeswehrkontingents von 1000 auf 1400 Soldaten. Zur Erinnerung: 2012 waren 50 Länder mit 130.000 Soldaten an der Isaf-Mission beteiligt. Was hat es gebracht? Heute, sechs Jahre später, ist das Land weitgehend unter Kontrolle der islamistischen Taliban. Welchen Unterschied glaubt man im Bendlerblock in dieser Situation mit 400 Soldaten mehr im Land machen zu können.

Ehrlich wäre das Eingeständnis: Am guten Willen hat es nicht gefehlt, aber an fast allem anderen. Weil der Westen nicht wusste, was er tat. Weil er den Krieg allenfalls halbherzig führte. 16 Jahre nach Einsatzbeginn ist klarer denn je, und zugleich schwerer denn je es auch zu sagen: Die Opfer der Soldaten, sie waren vergebens. Tausende Zivilisten sind gestorben für nichts. Die Erwartung der Interventionsmächte, aus der anfänglichen Überforderung gestärkt hervorzugehen, hat sich nicht erfüllt. Und, vielleicht am schwerwiegendsten: Die Hoffnung vieler, vor allem junger Afghanen, die zum Sprung in die Moderne bereit waren, sich Demokratie wünschten und ein Leben in Sicherheit, wurde enttäuscht.

„Mission accomplished“, das wird man mit Blick auf Afghanistan nie sagen können. Schon weil die Politik, zum Verdruss der Militärs, es nicht vermocht hat, ein Ziel zu definieren, dessen Erreichen das Ende des Einsatzes markierte. Der Westen kam, sah – und nun steht er militärisch, politisch, moralisch vor einem Scherbenhaufen. Ehrlich wäre es, die Ratlosigkeit zuzugeben – und die Soldaten abzuziehen.

Das brauchte Mut. Nach allem, was man investiert hat an Zeit, Geld, Menschenleben. Die Blamage wäre riesig. Die Folgen für das Ansehen der Nato unabsehbar. Aber der militärische Weg hat sich als Irrweg erwiesen. Und wenn auch niemand zu sagen vermag, wie das zivile Engagement erfolgversprechender als bisher zu gestalten wäre – darüber nachzudenken, sich darauf zu konzentrieren, lohnte sich. Das Weiter so des Kämpfens, das für niemanden irgendetwas besser macht, ist unerträglich.

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