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El Hotzo über seine Sorge vor einer Verurteilung: „Schlechte Witze sind nicht illegal“
Das Berliner Amtsgericht hat den Satiriker freigesprochen. In einem Interview spricht er nun über seine Art der Satire und die Anspannung vor dem Prozess.
Stand:
Der Freispruch am Amtsgericht Berlin-Tiergarten sei eine „Erleichterung“, so Sebastian Hotz, bekannt als „El Hotzo“, im Interview mit der „Zeit“ am Tag nach der Verhandlung. „Ich bin jetzt ganz froh, dass es vorbei ist, und freue mich einfach, dass dieser elende Witz endlich beerdigt ist“, sagt Hotz.
Der Satiriker war am Mittwoch vom Berliner Amtsgericht vom Vorwurf der Billigung von Straftaten freigesprochen worden. Beiträge auf der Plattform X aus dem Juli 2024 hatten für ein juristisches Nachspiel gesorgt: Nach einem Attentat auf Donald Trump schrieb Hotz auf Twitter, er finde es „absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben“.
Hotz war vorgeworfen worden, das versuchte Attentat auf den damaligen US-Präsidentschaftskandidaten in mehreren Beiträgen in den sozialen Netzwerken gebilligt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe von 6000 Euro gefordert.
El Hotzo: „Ich habe gesagt, dass es Satire ist“
„Ich habe Anfang Dezember letzten Jahres von meinen Anwälten eine Mappe zugeschickt bekommen mit mehreren Dutzend Anzeigen, die ab Juli gegen mich eingingen, aus ganz Deutschland“, erzählt Hotz im Interview. Die Kläger seien dabei aus verschiedenen politischen Ecken gekommen, vom „rechten Flügel der FDP bis zu QAnon-Freaks, aber auch ein paar seriöse Medienanwälte“.
Im Gericht verteidigte Hotz demnach seine Äußerungen als Satire: „Ich habe gesagt, dass es Satire ist und dass ich auf der Plattform Twitter als Comedy-Autor auftrete und dass es deshalb ein Witz ist und keine ernst gemeinte Aufforderung zur Gewalt.“ Er sei froh, dass „schlechte Witze in Deutschland nicht illegal sind“.
Die Sorge vor einer Verurteilung sei groß gewesen: „Mir geht’s jetzt auf jeden Fall besser als gestern Nachmittag. Mir wurde zwar die ganze Zeit gesagt, dass es maximal eine Geldstrafe wird, aber selbst die hätte ich sehr ungern bezahlt.“
Freunde schickten panische Nachrichten: „Lösch das sofort“
Auf die Kritik, dass politisch rechts stehende Personen für vergleichbare Äußerungen öfter verurteilt würden, antwortet Hotz nüchtern: „Es kommt immer nur auf die Sache an, die passiert ist. [...] Ich glaube, der Mann hat halt das Pech, kein hauptberuflicher Satiriker zu sein.“ Er unterscheidet zwischen einer satirischen Äußerung und einer konkreten Gewaltandrohung: „Ich kann mir auch vorstellen, dass es einen Unterschied macht, ob man sagt ‚leider knapp verpasst‘ oder so eine konkrete Gewaltandrohung macht.“
Hotz reflektiert auch, wie das Verfahren sein öffentliches Auftreten beeinflusst hat. Ein geplanter Witz über den Tod von Felix Baumgartner habe er nach wenigen Sekunden gelöscht: „Ich habe mehrmals in den letzten Monaten von Freunden panische Nachrichten bekommen. ‚Lösch das sofort!‘ – ‚Du musst vor Gericht!‘ [...] Wenn ein Witz mir nur Stress bringt, dann würde ich ihn mir verkneifen.“
Ende 2024 hatte sich Sebastian Hotz für einige Monate aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er machte persönliches Fehlverhalten gegenüber Frauen öffentlich. „Ich habe die Möglichkeit genutzt, mich um ein paar Dinge in meinem Privatleben und in meiner Psyche zu kümmern und in die langfristig richtigen Wege zu leiten“, sagt er dazu im Interview. „Wer Überzeugungen hat, soll versuchen, nach ihnen zu leben.“ (bef)
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