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Sicherheitskräfte bewachen ein Wahllokal.

© AFP/Biju Boro

Gewalt überschattet Wahl in Indien: Enges Rennen zwischen Regierungschef Modi und Kontrahenten erwartet

In Indien läuft die größte Wahl der Welt. Umfragen sehen die Partei BJP von Premierminister Narendra Modi vorne. Es kam zu Auseinandersetzungen.

Dutzende Millionen von Wählern haben in Indien am ersten Tag der Parlamentswahlen ihre Stimme abgegeben. Der Urnengang wurde von Gewalt überschattet. Insgesamt dauert die Mammutwahl sechs Wochen. Umfragen sehen die hinduistisch-nationalistische Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Premierminister Narendra Modi vorn.

Modi gilt nicht zuletzt wegen seiner harten Haltung im jüngsten Konflikt mit Pakistan als Favorit. Doch die hohe Arbeitslosigkeit und Armut in den ländlichen Gebieten machen den Hindu-Nationalisten verwundbar. Kontrahent Rahul Ghandi bezichtigte Modi am Donnerstag der Lüge und warf ihm vor, für Misstrauen, Gewalt und Hass im Land verantwortlich zu sein.

Modi rief seine fast 47 Millionen Follower im Kurzbotschaftendienst Twitter am frühen Morgen auf, "in Rekordmengen zu erscheinen und ihr Wahlrecht auszuüben". Im Jahr 2014 hatten der Regierungschef und seine Partei als Erste seit 30 Jahren die absolute Mehrheit errungen.

Allerdings konnte Modi viele seiner Wahlversprechen nicht halten: Die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens wächst langsamer als erhofft und die Arbeitslosigkeit hat ihren höchsten Stand seit den 70er-Jahren erreicht. Viele Bauern nahmen sich in den vergangenen Jahren wegen gewaltiger Schuldenberge das Leben.

Modis Widersacher Gandhi, welcher der einflussreichen Politikerdynastie Nehru-Gandhi entstammt, wirft dem Regierungschef vor, eine "nationale Katastrophe" ausgelöst zu haben. "Ihr wählt heute für die Seele Indiens", schrieb Gandhi auf Twitter. Seine Kongress-Partei verspricht den Wählern, die bittere Armut im Land bis 2030 zu beenden. Wahlplakate zeigen Gandhi, wie er eine abgemagerte Bäuerin umarmt.

Premier trotz wirtschaftspolitischer Misserfolge beliebt

"Ich will eine Regierung, die an Frauen denkt und die hohen Preise für Reis und Linsen senkt", sagte die 50-jährige Hausfrau Suman Sharman aus der 1,6-Millionen-Einwohner-Stadt Ghaziabad der Nachrichtenagentur AFP. Umfragen deuten auf ein enges Rennen zwischen Modi und seinen Gegnern hin - der Premier bleibt trotz wirtschaftspolitischer Misserfolge enorm beliebt. Zuletzt versprach er dem Volk ein Infrastrukturpaket in Höhe von 1,4 Billionen Dollar (1,24 Billionen Euro).

Wegen der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen und der gewaltigen Größe des Landes mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern und 543 Wahlkreisen findet die Wahl in sieben Phasen statt. In Phase Eins können mehr als 142 Millionen Menschen ihre Stimme abgeben. Als erstes öffneten am Donnerstag unter anderem Wahllokale in den nordöstlichen Bundesstaaten wie dem an China grenzenden Arunachal Pradesh.

Im nördlichen Bihar standen Frauen in bunten Saris am Morgen vor den Wahllokalen Schlange und auch in der Konfliktregion Jammu und Kaschmir schritten die Wähler schon zu den Urnen. "Es ist ein großartiges Gefühl, zu wählen", sagte der 23 Jahre alte Erstwähler Anurag Baruah, der im nordöstlichen Assam wählte.

Bei Wahlen zeigt sich Indien häufig von seiner gewalttätigen Seite: Während der Regionalwahlen 2016 wurden über hundert Politiker und Parteifunktionäre ermordet, in neun Bundesstaaten erhoben sich bewaffnete Aufständische.

Im Vorfeld des diesjährigen Urnengangs waren am Dienstag fünf Menschen bei einem Anschlag mutmaßlich maoistischer Rebellen auf die Autokolonne eines Politikers im Bundesstaat Chattisgarh ums Leben gekommen. Allein dort waren am Donnerstag deshalb rund 80.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Aber auch am Wahltag kam es zu Gewalt: Im südlichen Bundesstaat Andhra Pradesh wurden bei Auseinandersetzungen außerhalb eines Wahllokals drei Mitglieder rivalisierender Regionalparteien getötet. Im Bundesstaat Maharashtra gab es zwei Explosionen, zwei Polizisten wurden verletzt, ein weiterer im Staat Chhattisgarh. Im Konfliktstaat Kashmir wurden ein 13-Jähriger getötet und mehrere weitere Menschen verletzt. (AFP)

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