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Jemen: Entführte Italiener wieder frei

Die fünf im Jemen entführten Italiener sind wieder frei. Die Touristen waren am Sonntag in die Gewalt von Mitgliedern des Al-Saidi-Stammes gefallen. Die Entführer sollen sich den Behörden gestellt haben.

Sanaa - Wenige Tage nach der Freilassung der verschleppten Familie Chrobog ist im Jemen erneut ein Geiseldrama glimpflich zu Ende gegangen. Fünf italienische Touristen, die am Neujahrstag entführt worden waren, wurden am Freitag von ihren Kidnappern wieder freigelassen. Nach Angaben der Regierung in Sanaa stellten sich die Entführer nach Verhandlungen den Behörden.

Die Touristen, drei Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, die seit Sonntag in einer abgelegenen Bergregion über 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Sanaa versteckt waren, seien wohlauf und werden am Samstag in Italien zurückerwartet. «Wir wurden die ganze Zeit mit Maschinenpistolen in Schach gehalten. Wir hatten große Angst», sagte einer der Geiseln. Die Kidnapper hätten sie aber nicht misshandelt.

Erst am Silvestertag waren der frühere deutsche Staatssekretär Jürgen Chrobog und seine Familie ebenfalls nach Geiselnhaft im Jemen freigekommen. Im dem arabischen Touristenland kommt es seit Jahren immer wieder zu Entführungen, oftmals sind Stammesfehden die Ursache.

Über die genauen Umstände der Freilassung der Italiener hüllte sich die Regierung des Jemen in Schweigen. «Sie (die Geiseln) sind unverletzt nach einer Vereinbarung mit den Kidnappern auf freien Fuß gesetzt worden», sagte ein Regierungsbeamter der dpa. Noch am Donnerstag hatte sich die Lage zugespitzt, als Militärs in dem Dorf Al-Mihgisa, in dem sich die Kidnapper samt Geiseln verschanzt hatten, eine Suchaktion starteten. Die Kidnapper hatten für den Fall einer Militäroperation mit dem Tod ihrer Geiseln gedroht.

Die Italiener waren auf einer organisierten Touristentour in die Gewalt von Mitgliedern des al-Saidi-Stammes gefallen. Die Kidnapper verlangten von Sanaa die Freilassung von acht Stammesmitgliedern aus dem Gefängnis. Der Stamm der Saidi, dessen Mitglieder bereits mehrfach Ausländer verschleppt haben, gilt als besonders gewaltbereit und soll Verbindungen zu Fundamentalisten-Gruppen haben.

Kurz vor der Freilassung am frühen Freitagmorgen hatte sich die Lage nach Angaben der Geiseln nochmals verschärft. Man habe in der Nähe des Unterschlupfes vereinzelte Schießereien gehört. «Wir dachten, wir müssten sterben», sagte eine der freigelassenen Geiseln. Die Kidnapper «bedrohten uns mit ihren Waffen, damit wir schweigend auf dem Boden liegen bleiben.»

Die genauen Umstände der Freilassung blieben ungeklärt. Nach italienischen Medienberichten versuchten die Kidnapper zu fliehen, wurden von Sicherheitskräften aber gefasst. Aus Regierungskreisen in Rom verlautete, es sei kein Lösegeld bezahlt worden. Stammesführer dementierten arabische Medienberichte, wonach die Italiener von der Armee gewaltsam befreit worden sein sollen. Sie betonten, die Freilassung sei das Ergebnis von Verhandlungen gewesen. Die Regierung habe versprochen, über ihre Forderung «nachzudenken». (tso/dpa)

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