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Radikal-islamische Gruppen: Enthauptung polnischer Geisel schockiert Warschau

Ein Video zeigt die Hinrichtung eines Geologen aus Krakau in Pakistan durch Mitglieder einer radikal-islamischen Gruppe. Die polnische Regierung bestätigte gestern den Tod des Mannes.

Bilder von der Enthauptung eines Krakauer Geologen in Pakistan haben Polens Öffentlichkeit schockiert. Auf einem Video ist zu sehen, wie Mitglieder einer radikal-islamischen Gruppe den 42-Jährigen enthaupten. Die polnische Regierung bestätigte gestern den Tod des Mannes und die Echtheit des siebenminütigen Videos. „Die Kassette von der Hinrichtung, dieser bestialischen Hinrichtung, ist echt und bestätigt leider das Schlimmste“, sagte der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski in Warschau. „Wir werden alles unternehmen, um die Mörder zu bestrafen.“ Sikorski sagte kurzfristig einen für Montag geplanten Deutschland-Besuch ab.

Der Ingenieur war für die in der Region ansässige polnische Ölfirma Geofizyka Krakow tätig. Er wurde am 28. September im Bezirk Attock, etwa hundert Kilometer westlich von Islamabad, aus seinem Auto entführt. Seine beiden Fahrer und sein Leibwächter wurden bei dem Angriff auf der Stelle getötet.

Auf dem am Wochenende von einer Gruppe namens Tehreek-e-Taliban Pakistan veröffentlichten Video sitzt die Geisel auf einem Teppich, zwei Männer richten Maschinengewehre auf ihren Kopf. Der 42-Jährige drängt auf Fragen seiner Entführer die polnische Regierung, ihre 1100 Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. In der nächsten Szene ist er mit verbundenen Augen zu sehen, dann wird gezeigt, wie er mit einem Messer geköpft wird. Sollte sich die Ermordung des Polen bestätigen, wäre es das erste Mal seit sieben Jahren, dass ein entführter Ausländer in Pakistan getötet wurde. 2002 wurde der US-Journalist Daniel Pearl getötet.

Die Taliban erklärten, sie hätten die Geisel getötet, weil die pakistanische Regierung nicht zu einem Gefangenenaustausch bereit gewesen sei. Statt der geforderten 26 habe sie nur vier Taliban-Anhänger auf freien Fuß setzen wollen. In der polnischen Öffentlichkeit wurde diskutiert, ob alles getan wurde, um den Ingenieur zu befreien. Es hieß, dass Polen bereit gewesen sei, im Tausch gegen den Mann Lösegeld in Höhe von rund einer Million Euro zu bezahlen. Jedoch sei die US-Regierung gegen diesen Handel gewesen und habe ihn blockiert. Aus einer anderen pakistanischen Quelle heißt es allerdings, dass die Entführer nicht an Geld interessiert gewesen seien, sondern nur Gefangene freipressen wollten. Polen habe mit allen verfügbaren Mitteln auf die pakistanischen Behörden in Islamabad Druck ausgeübt, um die Freilassung des Mannes zu erwirken, kommentierte Außenminister Sikorski gestern die Spekulationen.

Der Fall verstärkte die Sorge um das Schicksal eines amerikanischen UN-Mitarbeiters, der am vergangenen Montag in der Grenzstadt Quetta verschleppt wurde. Eine bislang unbekannte Gruppe erklärte nach Behördenangaben vom Wochenende, der US-Bürger befinde sich in ihrer Gewalt. Die Polizei prüfte die Angaben. In der Gewalt von Kidnappern in der Region befinden sich noch ein iranischer und ein afghanischer Diplomat sowie ein chinesischer Fernmeldeingenieur.

Knut Krohn[Warschau]

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