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Gutes Nebeneinander? Fahrräder und ein E-Scooter.

© Eric Lalmand/BELGA/dpa

Entscheidung am Freitag: Deutschlands Unfallchirurgen warnen vor E-Scootern

Am Freitag soll der Bundesrat für die Zulassung von Elektro-Tretrollern den Weg freimachen. Ärzte kritisieren: Im Stadtverkehr sind sie „hochgefährlich“.

An der geplanten Zulassung von Elektro-Tretrollern gibt es bei Gesundheits- und Umweltexperten Kritik. „E-Tretroller bergen ein deutlich erhöhtes Verletzungsrisiko. Im Stadtverkehr sind E-Scooter hochgefährlich - auch weil sich andere Verkehrsteilnehmer nur extrem schwer darauf einstellen können“, sagte Christopher Spering, Leiter der Sektion Prävention der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGU), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

In der Klinik für Unfallchirurgie in Göttingen seien allein in den zurückliegenden vier Wochen zwei schwer verletzte E-Rollerfahrer behandelt worden, berichtete Spering. Er ist dort Oberarzt. Beide hätten ein Schädel-Hirn-Trauma und Verrenkungsbrüche im Bereich der Sprunggelenke gehabt.

„Die Trittbretter der Roller sind tief, sodass sich bei Stürzen der Fuß schnell darunter verfängt“, sagte der DGU-Experte. Er warnt, mit dem Roller sei man so schnell wie mit dem Fahrrad unterwegs, jedoch völlig ungeschützt, zumal es keine Helmpflicht geben werde. Mitte April hatte ein Fahrer eines E-Scooters in Berlin schwere Kopfverletzungen erlitten, als er trotz roter Ampel eine Straße überquert hatte und von einem Auto erfasst worden war.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) befürchtet außerdem erhebliche Nachteile für Fahrradfahrer: „Wir laufen Gefahr, dass auch auf Radwegen der motorisierte den nichtmotorisierten Verkehr verdrängt“, sagte BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg der NOZ. „Die ohnehin schon sehr begrenzte Fläche, die dem Radverkehr aktuell zugestanden wird, für weitere Nutzungen freizugeben, ist zu kurz gedacht.“

Auch auf die Umwelt kämen neue Belastungen zu. In europäischen Städten, in denen solche E-Scooter bereits fahren, würden Leih-Roller schon nach drei Monaten ausgetauscht und verschrottet. „Hier besteht nicht nur die Gefahr, dass Innenstädte mit abgewrackten E-Scootern zumüllen. Es würden auch problematische Rohstoffe wie Lithium und Aluminium verschwendet“, sagte Hilgenberg.

Am Freitag soll der Bundesrat über eine geplante Verordnung der Bundesregierung abstimmen, die die Zulassung von Elektro-Tretrollern in Deutschland möglich macht. Eine Mehrheit der Länder hat sich bereits gegen den Plan von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ausgesprochen, zumindest langsame Tretroller auf Gehwegen zu gestatten. Auch Berlins rot-rot-grüne Koalition will sie nur auf Radwegen und Straßen sehen. Nach den ersten Erfahrungen mit den Scootern will auch Frankreich sie vom Bürgersteig verbannen. (Tsp, dpa)

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