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Politik: Ermittler: US-Angaben im Fall Sgrena falsch

Die bisherigen Ermittlungsergebnisse Italiens zum Fall Sgrena stimmen nicht mit den Angaben der USA überein. Laut Vizeministerpräsident Fini war das Auto entgegen der Informationen der US-Armee langsamer unterwegs und passierte bis zum Beschuss keine Kontrollen. (08.03.2005, 12:20 Uhr)

Rom - Das von US-Soldaten beschossene Auto, mit dem die italienische Journalistin Giuliana Sgrena nach ihrer Freilassung aus der irakischen Geiselhaft zum Flughafen Bagdad gebracht werden sollte, sei maximal mit 40 Stundenkilometern unterwegs gewesen, erklärte Fini am Dienstag vor dem italienischen Abgeordnetenhaus in Rom. Zudem hätten die Italiener auf der Strecke keinen einzigen US-Kontrollpunkt angetroffen.

Dies widerspreche den Angaben der US-Armee, wonach das Fahrzeug schnell auf eine Straßensperre zugefahren sei und der Fahrer die Aufforderung zum Anhalten ignoriert habe. Bei dem Beschuss des Wagens war der italienische Geheimdienstler Nicola Calipari getötet worden.

Sgrena, die für die Zeitung «Il Manifesto» sowie für die Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit» arbeitet, wurde am Schlüsselbein verletzt. Sie muss noch mindestens eine Woche in einem römischen Krankenhaus behandelt werden. Ein weiterer Beamter wurde leicht verletzt. Die Angaben über einen angeblich dritten Geheimdienstler, der früheren Meldungen zufolge schwer verletzt in einem Bagdader Krankenhaus liegen soll, seien falsch, fügte Fini hinzu. «Es gab keine vierte Person in dem Auto.»

Gleichzeitig forderte Fini, dass die guten italienisch- amerikanischen Beziehungen durch den Vorfall nicht getrübt werden dürften. Er schloss sich der Darstellung der USA an, dass es sich bei dem Beschuss keinesfalls um eine gezielte oder absichtliche Aktion gehandelt habe. «Es war mit Sicherheit ein Unfall», sagte Fini. Sgrena hatte behauptet, dass die US-Soldaten ohne Vorwarnung das Feuer auf ihren Wagen eröffnet hätten. Außerdem wollte sie nicht ausschließen, dass ganz bewusst auf sie geschossen worden sei. Die US-Regierung hat die Behauptung Sgrenas als «absurd» zurückgewiesen.

Unterdessen soll das beschossene Auto für weitere Ermittlungen nach Italien gebracht werden. Das Fahrzeug soll voraussichtlich bis Ende der Woche in Italien eintreffen, berichteten italienische Medien. (tso) ()

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