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Politik: Erste Cholerafälle in Birma

Regen erleichtert Ausbreitung der Seuche / Hilfsorganisationen: Wenig Spenden wegen fehlender Bilder

Rangun - Im Katastrophengebiet von Birma gibt es erste Cholera-Fälle. Das berichteten Mitarbeiter des Malteser-Hilfsdienstes aus der Küstenstadt Labutta im Irrawaddy-Delta am Freitag. Cholera ist eine schwere lebensgefährliche Durchfallerkrankung, die von Bakterien verursacht wird und die sich ausbreitet, wenn Trinkwasser nicht mehr von Fäkalienabwässern getrennt werden kann. Tropische Regenfälle verschlechterten die Lage weiter.

In der Katastrophenregion warten noch immer hunderttausende Menschen verzweifelt auf Lebensmittel, Trinkwasser, Notunterkünfte und medizinische Versorgung. Nach UN-Berichten kommt Hilfe noch immer viel zu langsam und spärlich an. Die Regierung habe nur sechs Helikopter im Einsatz, um das Katastrophengebiet von der Größe Österreichs zu beliefern, sagte Steve Marshall, Sprecher der UN-Büros in Birma, in Bangkok. Aber immerhin hat die birmanische Regierung nun dem UN-Hilfskoordinator John Holmes eine Einreiseerlaubnis erteilt. Holmes habe ein Visum erhalten und werde an diesem Samstag nach Birma fliegen, sagte UN-Sprecherin Michele Montas in New York. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Mittwoch angekündigt, Holmes solle die Militärregierung davon überzeugen, dass ausländische Helfer ins Land gelassen werden müssten. Die Militärregierung steht weltweit massiv in der Kritik, weil sie internationale Helfer an der Versorgung der Sturmopfer hindert. Ausländischen Journalisten wird von der birmanischen Militärregierung der Zugang zum Delta untersagt.

Der CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz forderte die Einschaltung des UN-Sicherheitsrates. Polenz, der Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag ist, sagte, er sei „außerordentlich enttäuscht“ darüber, dass sich der UN-Sicherheitsrat – vor allem wegen des Widerstands aus China – bisher nicht damit befasst habe. Polenz forderte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu persönlichem Engagement auf. „Der UN-Generalsekretär hätte unabhängig davon die Möglichkeit, den Sicherheitsrat damit zu befassen“, sagte Polenz.

Mehrere Hilfsorganisationen klagen über mangelnde Spendenbereitschaft. Gründe seien Misstrauen der Spender gegenüber der Junta; zudem fehlten durch deren Isolationspolitik die Fernsehbilder, die die Spendenbereitschaft erst mobilisierten. Sowohl das aus zehn Organisationen bestehende Hilfsbündnis „Aktion Deutschland hilft“ als auch das Deutsche Rote Kreuz verwiesen aber darauf, dass die Lieferungen bisher bei den Sturmopfern angekommen seien und nichts beschlagnahmt worden sei. Bislang seien 1,95 Millionen Euro Spenden eingegangen, sagte die Geschäftsführerin von „Deutschland hilft“, Manuela Roßbach. AFP/dpa

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