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Birma-Bilanz: Erste Hilfe beendet

Drei Monate ist es her, dass der Zyklon "Nargis" in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai das Irrawaddy-Delta in Birma verwüstete – jetzt geht nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen langsam die Phase der ersten Hilfe zu Ende.

„Die Menschen werden aber noch über lange Zeit Hilfe benötigen“, sagte die stellvertretende Landeskoordinatorin Juli Niebuhr dem Tagesspiegel. „Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis die Bauern wieder anpflanzen, bis die Fischer wieder Boote und Netze haben und sich selbst versorgen können.“ Immerhin sei „die ganze Bevölkerung im südlichen Teil des Deltas betroffen“. Birma wird ein wichtiges Thema des Jahresberichts sein, den Ärzte ohne Grenzen am Freitag in Berlin vorstellen.

Niebuhr ist gerade nach anderthalb Jahren in Birma nach Amsterdam zurückgekehrt. Die Organisation ist seit mehr als 15 Jahren in dem Land engagiert und konnte deshalb schon zwei, drei Tage nach der Katastrophe mit einheimischen Helfern aus anderen Projekten im Delta helfen. Insgesamt waren 200 Einheimische und später auch 50 Ausländer im Einsatz.

Sie haben die furchtbaren persönlichen Geschichten der Menschen gehört, die miterleben mussten, wie ihre Familien starben. „Was diese Menschen mitgemacht haben“, sagt Niebuhr, noch immer betroffen. „Viele haben mit angesehen, wie ihre Eltern oder Kinder ertrunken sind, wie ganze Dörfer vernichtet wurden.“ Viele von ihnen hatten psychische Probleme und Traumata. Ärzte ohne Grenzen hat Spezialisten eingeflogen, Mitarbeiter geschult. Auch denen hat ziemlich zugesetzt, was sie erlebt haben. Viele Mitarbeiter sind „zwei Wochen im Boot im Regen von Dorf zu Dorf gefahren“, erzählt Niebuhr. „Sie haben tagtäglich viele Leichen und völlig zerstörte Dörfer gesehen.

Niebuhr war auch beeindruckt, wie sich die Birmanen gegenseitig geholfen haben und Privatleute im Delta Hilfe verteilt haben. Sie hat aber auch gesehen, wie Menschen in ihre Dörfer zurückgeschickt wurden, „die eigentlich nicht gehen wollten“. Andere Organisationen klagen, es habe auch nach der Ankündigung, das Delta werde für Helfer geöffnet, Behinderungen durch die Junta gegeben. Niebuhr sagt, für Ärzte ohne Grenzen habe es „nicht länger als zehn Tage“ gedauert, bis auch internationale Kräfte dorthin konnten, allerdings zunächst weniger als erhofft. Ihr Fazit: „Wir konnten gut arbeiten im Delta.“ Richard Licht

Richard Licht

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