
© dpa/Lee Jin-Man
Erstmals seit fünf Jahren: Nordkorea feuert ballistische Mittelstreckenrakete über Japan
Der Start der Rakete löste einen seltenen öffentlichen Raketenalarm aus. Japan nennt die Aktion eine „unmittelbare Bedrohung“ für die Weltgemeinschaft.
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Nordkorea hat seine jüngste Serie von Raketentests fortgesetzt. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs flog eine ballistische Mittelstreckenrakete am Dienstag (Ortszeit) in Richtung des Japanischen Meeres (koreanisch: Ostmeer) über die japanische Inselgruppe, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Es handelt sich laut Angaben des südkoreanischen Militärs um Nordkoreas ersten Start einer Mittelstreckenrakete seit über acht Monaten.
Demnach wurde die Rakete in der nördlichen nordkoreanischen Provinz Jagang nahe der Grenze zu China gestartet. Die Rakete erreichte ersten Schätzungen zufolge eine Distanz von 4500 Kilometern und eine maximale Flughöhe von rund 970 Kilometern.
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol sprach von einer „rücksichtslosen“ Provokation und rief dazu auf, „entsprechende Maßnahmen“ zu ergreifen, wie Yonhap berichtete. Japans Regierungschef Fumio Kishida nannte Nordkoreas Raketentest „ungeheuerlich“. Kabinettschef Hirokazu Matsuno sprach zudem von einer „unmittelbaren Bedrohung“ für die Region und die Weltgemeinschaft.
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Die USA haben bereits mit Südkorea und Japan über eine Reaktion gesprochen. Der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, habe in zwei separaten Telefonaten mit seinen Kollegen über „angemessene und handfeste, gemeinsame und internationale Antworten“ beraten, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Adrienne Watson, am Montagabend (Ortszeit).
USA bekräftigen „eisernes Versprechen“
Dabei habe Sullivan die „eisernen Versprechen“ der USA zur Verteidigung Südkoreas und Japans bekräftigt, hieß es in der Erklärung. EU-Ratspräsident Charles Michel nannte den Test eine ungerechtfertigte Aggression und eklatante Verletzung des Völkerrechts.
Es war das erste Mal seit knapp fünf Jahren, dass wieder eine nordkoreanische Rakete über die japanische Inselgruppe geflogen ist. Die Rakete landete nach japanischen Angaben rund 3000 Kilometer östlich von Japan im Pazifischen Ozean. Laut Angaben von Japans Verteidigungsminister Yasukazu Hamada handelt es sich um die weiteste horizontalen Entfernung einer Rakete Nordkoreas.
Der Start löste einen seltenen öffentlichen Raketenalarm aus, der die Bewohner der nordjapanischen Insel Hokaido und der Präfektur Aomori an der Nordspitze der japanischen Hauptinsel Honshu mit Warnmeldungen aufforderte, Schutz in ihren Häusern zu suchen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete.
UN-Resolutionen untersagen Nordkorea solche Tests
UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können. Zuletzt hatte Nordkorea am Samstag zwei ballistische Kurzstreckenraketen getestet - das war der vierte Raketenabschuss innerhalb einer Woche.
Die zuletzt gehäuften Raketentests Nordkoreas werden von Experten auch als Reaktion auf die kürzlich abgehaltenen Seemanöver südkoreanischer und US-amerikanischer Streitkräfte gewertet. An den viertägigen Marineübungen hatte auch der Flugzeugträger „USS Ronald Reagan“ teilgenommen. Es war die erste Entsendung eines US-Flugzeugträgers nach Südkorea seit fast vier Jahren.
Nordkorea wirft den USA regelmäßig vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten - was von beiden Ländern bestritten wird. Die Spannungen in der Region haben nach einer Reihe von Tests mit atomwaffenfähigen Raketen durch Nordkorea in diesem Jahr deutlich zugenommen. Zudem soll das Land Berichten zufolge den Abschuss einer ballistischen U-Boot-Rakete sowie möglicherweise auch seinen ersten Atomtest seit 2017 vorbereiten.
Das Parlament in Nordkorea hatte Anfang September zudem ein Gesetz zur staatlichen Nuklearpolitik verabschiedet. Dieses sieht unter anderem den Einsatz von Atomwaffen nicht nur bei einem Angriff feindlicher Kräfte, sondern schon bei einem drohenden Angriff auf die Führung in Pjöngjang vor. Das Land ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen. (dpa)
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