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Anschlag: Explosion vor Gefängnis in Piräus

Eine starke Explosion hat am Donnerstagabend die Vorstadt des Hafens von Piräus-Korydallos erschüttert. Es entstanden Schäden in einem Radius von 300 Metern. Getötet wurde offenbar niemand.

Eine Frau musste mit leichten Splitterverletzungen in Krankenhaus gebracht werden. Ein Mann wurde leichter verletzt, berichteten griechische Medien. Die Detonation ereignete sich nach Angaben des Bürgermeisters von Korydallos, Stavros Kasimatis, an der Mauer des gleichnamigen Hochsicherheitsgefängnisses. "Wir haben wie durch ein Wunder keine Opfer. Es sind erhebliche Schäden in einem Kreis mit einem Radius von 300 Metern entstanden", sagte der Bürgermeister im Radio. Ein anonymer Anrufer hatte eine Zeitung und einen Fernsehsender vor der Explosion gewarnt. Die Polizei konnte regelrecht in letzter Minute den Tatort räumen. Kurz vor der Detonation sei ein anonymer Telefonanruf bei der Tageszeitung „Eleftherotypia“ und dem Fernsehsender „Alter“ eingegangen. Dem staatlichen Fernsehsender ET1 zufolge wurde ein zweiter Mensch verletzt. Die Polizei bestätigte die Angaben jedoch zunächst nicht.

Der in einer Reisetasche versteckte Sprengsatz ging nach Medienberichten vor der Mauer eines leerstehenden Gefängnistraktes in Korydallos hoch. Die Polizei riegelte die viel befahrene Straße am Gefängnis unmittelbar nach dem Vorfall ab. Die Detonation hallte durch die gesamte Region und war bis ins etwa acht Kilometer entfernte Athener Stadtzentrum zu hören. Linksgerichtete Gruppierungen verüben seit Jahren ähnliche Anschläge in Griechenland. Sie reagieren nach eigener Aussage auf damit die Politik der Regierungen in Athen.

In dem Gefängnis sitzen Mitglieder der linksextremen Untergrundbewegung 17. November ein. Sie wurden 2003 wegen einer Serie von Anschlägen und Morden verurteilt, durch die zwischen 1975 und 2000 insgesamt 23 Menschen starben. In Griechenland werden immer wieder Anschläge von linksextremen Gruppen verübt, die öffentliche Gebäude oder Geschäfte zum Ziel haben. Um Opfer zu vermeiden, kündigen die Attentäter meist im voraus ihre Tat an. Im März waren jedoch ein junger Afghane getötet und seine Mutter und Schwester verletzt worden, als eine Bombe vor einem Ausbildungszentrum für Beamte explodierte. Im April nahm die griechische Polizei sechs mutmaßliche Mitglieder der größten griechischen Untergrundorganisation Revolutionärer Kampf (EA) fest, die sich unter anderem eines Raketenangriffs auf die US-Botschaft in Athen 2007 bezichtigte. Nach dem Tod eines Jugendlichen durch eine Polizeikugel im Dezember 2008 bildete sich die Gruppe Sekte der Revolutionäre, die im vergangenen Juni einen Polizisten ermordete. Zudem sollen Mitglieder der Gruppe einen Anschlag auf ein Kommissariat und einen Fernsehsender unternommen haben. (dpa/AFP)

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