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Politik: Finger hoch für die SPD

Thomas Mirow will 2005 gegen Bürgermeister von Beust antreten

Thomas Mirow gegen Ole von Beust: Der Landesparteitag der Hamburger SPD hat am Donnerstag den Ex-Wirtschaftssenator und Unternehmensberater als Bürgermeisterkandidaten aufgestellt. Mirow erhielt 163 Stimmen, sein Gegenkandidat Mathias Petersen 109. Hamburg müsse „so schnell wie möglich wieder anständig regiert werden“, sagte der Spitzenkandidat. Die Koalition aus CDU, FDP und Schill-Partei stehe still und sei eine Belastung für den guten Namen der Stadt.

Zur Bundespolitik sagte Mirow, viele Bürger verlören angesichts zahlreicher Reformen den Überblick: „Wir brauchen Verlässlichkeit, sonst steigen die Bürger aus.“ Verteilungsgerechtigkeit und Solidarität mit den Schwächeren blieben wichtige Ziele der SPD.

Mirows Laufbahn ist makellos. Seine politische Lehrjahre absolvierte er als Büroleiter an der Seite Willy Brandts. Als Pressesprecher war er unentbehrlich für Klaus von Dohnanyi, als Chef der Senatskanzlei für Henning Voscherau. Als Wirtschaftssenator wusste er auch in der Handelskammer zu beeindrucken. Doch das half Hamburgs SPD 2001 auch nicht mehr. Denn sie hatte ihre wohl folgenschwerste Personalentscheidung schon gefällt: Dem Sozialpolitiker Ortwin Runde fehlten Charisma und Medienpartner, um in dem brachialen Angriffswahlkampf der von Ronald Schill geführten Opposition zu bestehen. Wird der 50-jährige Thomas Mirow es besser machen?

Er hatte genau zum richtigen Zeitpunkt den Finger gehoben. Mirow bekundete der SPD sein Interesse am Bürgermeisteramt, kurz bevor Ole von Beust im hochkontaminierten Polit-Schlamm der Schill-Affäre zu versinken drohte. Die wichtigsten Männer der Hamburger Regierung schlugen sich Vorwürfe wie Homo-Filz und Erpressung um die Ohren; nie wirkte ein Senat unhanseatischer. Mit Mirow verfügt die abgestürzte SPD plötzlich über einen ultraseriösen Hoffnungsträger, der für wirtschaftsfreundliche Sachkompetenz und strategische Weitsicht steht. Doch mittlerweile ist die Regierungskrise beigelegt. Erst 2005 wird in Hamburg regulär gewählt. Bis dahin will der Kandidat jede Woche einen der 104 Stadtteile besuchen.

Mirow macht es. Ob Hafenstraßen-Kampf, Elbvertiefung, Arena-Bau oder die Akquisition des Airbus A3XX – der Pragmatiker wusste stets, an welchen Stellschrauben zu drehen ist. Doch noch steht Mirow für einen spröden Politikstil. Im Wahlkampf aber, zumal in den Schill-Hochburgen, sind Emotionen gefragt. So wird sich der Kandidat darum bemühen, mit einem „Sofortprogramm“ Bürgermeister von Beust in der Sachpolitik zu stellen: Bildung, Ausbildung und Kinderbetreuung sind die Schwerpunkte. Den Wahlumfragen zufolge darf Mirow hoffen: 39 Prozent holt demnach die CDU, 37 die SPD, zehn die Grünen, sechs Schill – und vier die FDP.

Günter Beling[Hamburg]

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