zum Hauptinhalt
Soldaten der Bundeswehr üben im Rahmen ihrer Grundausbildung an Handfeuerwaffen.

© picture alliance/dpa/Christian Charisius

„Freiheitsdienst nicht unser Vorschlag“: Grüne wollen beim Wehrdienst „perspektivisch“ auch Frauen in die Pflicht nehmen

Die Grünen-Fraktionschefin spricht sich in der Wehrpflicht-Debatte für Geschlechtergleichheit aus. Dann müsse aber auch Gleichstellung in allen anderen Bereichen geschaffen werden, so Dröge.

Stand:

Deutschland hatte die Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 ausgesetzt. Seitdem ist der Dienst an der Waffe freiwillig. Trotz intensiver Werbemaßnahmen gelingt es seit Jahren nicht, mehr Frauen und Männer für die Bundeswehr zu gewinnen. Auch angesichts der geopolitischen Veränderungen suchen Union und SPD in ihren Koalitionsverhandlungen aktuell nach einem neuen Modell. Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge fordert in dieser Debatte nun Geschlechtergleichheit.

Sie halte den Vorschlag von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), einen verpflichtenden Fragebogen über die Bereitschaft zur Musterung an junge Menschen zu verschicken, für einen „Weg, den wir Grüne mitgehen könnten. Zusätzlich schlagen wir einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst vor“, sagte Dröge der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Samstag. Sie finde zudem „grundsätzlich, dass alle gesellschaftlichen Aufgaben gleichberechtigt verteilt werden sollten“.

Gleichzeitig müssen wir dann aber auch die Gleichstellung in allen anderen Bereichen schaffen, etwa für die Familien- und Pflegezeit.

Katharina Dröge, Grünen-Fraktionschefin

Pistorius hatte vorgeschlagen, eine verpflichtende Erfassung einzuführen, in der junge Männer ihre Bereitschaft und Fähigkeit zu einem Wehrdienst benennen müssen – und junge Frauen dies tun können. Die Fragen betreffen die Bereitschaft, Dienst an der Waffe zu tun, sowie Selbsteinschätzungen zu Fitness und Qualifikationen.

Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen: Katharina Dröge.

© dpa/Michael Kappeler

Die Bundeswehr lädt dann geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zur Musterung ein. Wer für tauglich befunden wird, soll bei der Bundeswehr dienen – aber nur, wenn gewollt.

„Perspektivisch“ könne sie sich das auch für Frauen vorstellen, sagte Dröge auf die Frage, ob dann auch Frauen den Fragebogen verpflichtend beantworten sollten. „Gleichzeitig müssen wir dann aber auch die Gleichstellung in allen anderen Bereichen schaffen, etwa für die Familien- und Pflegezeit“, fügte sie an.

Den Vorstoß ihrer bayerischen Parteifreunde für einen verpflichtenden „Freiheitsdienst“ lehnt sie ab. „Der Freiheitsdienst ist nicht unser Vorschlag als Bundesgrüne, weder von der Fraktion noch von der Partei“, sagte sie.

„Jungen Menschen zu unterstellen, sie wollten nichts für ihr Land tun, und gleich wieder mit Zwang zu kommen, ist nicht meine Perspektive“, sagte sie. Es gebe eine große Bereitschaft vieler Menschen, sich gesellschaftlich zu engagieren. Die sollten mit besseren Rahmenbedingungen gefördert werden.

Die Spitze der bayerischen Grünen-Landtagsfraktion hatte vorgeschlagen, dass alle Frauen und Männer irgendwann zwischen 18 und 67 Jahren sechs Monate Dienst tun sollten – entweder Wehrdienst, Dienst im Bevölkerungsschutz, bei Feuerwehr oder Hilfsorganisationen oder sechs Monate Gesellschaftsdienst.

Der CSU-Verteidigungspolitiker Florian Hahn drängte Union und SPD unterdessen zu einer raschen Wiedereinführung der Wehrpflicht. „Unsere Schwäche provoziert unsere Gegner – genau deswegen müssen wir schnellstmöglich aufwuchsfähig werden, auch durch die Reaktivierung der Wehrpflicht“, sagte er der „Bild“ vom Samstag. Deutschland müsse „vom Reden ins Handeln kommen“ und „in den Bereichen Cyber, Weltraum und Drohnen aufholen“.

Der Präsident des Reservistenverbands, Patrick Sensburg, forderte am Wochenende, die Zahl der Reservisten in der Bundeswehr deutlich zu erhöhen. Für die Landesverteidigung seien bis zu 350.000 Reservisten nötig.

Die Zahl der Männer und Frauen in der Bundeswehr ist trotz verstärkter Personalwerbung unter dem Strich rückläufig. Stand 31. Januar 2025 gab es nach Angaben des Verteidigungsministeriums 182.857 Männer und Frauen in Uniform. Ende 2022 hatte die Bundeswehr noch 183.050 Soldaten.

Gleichzeitig wird die Bundeswehr immer älter: Während das Durchschnittsalter Ende 2019 noch 32,4 Jahre betrug, ist es bis Ende 2024 auf 34 Jahre gestiegen. (lem)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })